Mach’s gut! Und danke für den Fi..lm!

Als Douglas Adams am 11. Mai 2001 im Alter von 49 Jahren völlig überraschend an einem Herzinfarkt starb, hab ich heimlich geweint. In meinen schlimmsten Jahren hatte er für mich das Kreuz getragen. Mit seiner „Anhalter“-Reihe schaffte er mit einer Eigensinnigkeit, für die der Ausdruck „genial“ noch viel zu kurz gegriffen wäre, den Quantensprung zwischen purem Nihilismus und Humor. Plötzlich wurde die unerträgliche Leichtigkeit des Seins erträglich. Alles was er dafür tun musste, war die Welt zu zerstören.

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Mit einer scheinbaren Leichtigkeit schüttelt Adams komische Absurditäten aus dem Ärmel (deren Geburt in Wahrheit wohl alles andere als leicht war), die auf den ersten Blick so unglaublich blödsinnig, und dann plötzlich so unglaublich stimmig erscheinen – und zwar nicht nur in seiner Komik, selbst die konfuse Handlung gibt mit einer Unwahrscheinlichkeit jenseits jeder Getränkerechnung plötzlich einen Sinn.

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Auch wenn hierzulande hauptsächlich seine Bücher bekannt sein dürften, war Adams doch ein Multitalent: Er spielte nicht nur mit Wörtern sondern auch mit Tönen im gleichnahmigen Hörspiel und wollte seit Jahrzehnten seine Reihe auch visuell verfilmt wissen (Zitat: „Einen Film ins Kino zu bringen, ist ungefähr so, als ob man versucht, ein Steak zu grillen, indem man ein paar Leute drauf atmen lässt.“). Erste Ansätze waren zwar schon frühzeitig in einer BBC-Serie versucht worden – doch reichte das Budget kaum, um die Genialität der Romane oder Hörbücher in Bildern einzufangen.

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4 Jahre nach seinem Tod ist es nun doch soweit – manchmal müssen Leute erst das zeitliche segnen, um ihre Träume Wahrheit werden zu lassen. Hat es sich dennoch gelohnt?

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Bei Gott, es hat sich.

Gezeigt wurde die Pressevorführung im Münchner MAXX-Kino. Die Stimmung war im großen und ganzen gelöst. Im noch nicht mal halbvollem Kinosaal warten die Publizisten auf den Filmbeginn – fast alle von ihnen kennen das Buch. Mein Handtuch habe ich mir mal vorsorglich über die Schulter geschlagen. Hinter mir nimmt Oliver Kalkofe Platz und zieht eine Miene wie eine Bulldogge. Vielleicht hat er sich gedanklich schon einen Veriss bereitgelegt.

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Was dann folgt ist beste Kinounterhaltung. Ganz klar: Der Film macht fast alles richtig, und das erstaunt doch schon ziemlich. Eins steht für mich fest: Douglas Adams hätte diese Adaption seines Universums geliebt. Skeptisch war ich vor allen Dingen gegenüber den Gags. Adams Bücher strotzen ja nur so von Anspielungen und trockener Philosophen-Komik. Und mit Sicherheit hätte allein das erste Buch genug Witze hergeben, um den ganzen Film mit einem Feuerwerk zu füttern.

Statt dessen besinnt man sich im Film eher auf die Handlungselemente und lässt die subtile Komik, die sich eigentlich sowieso durch das ganze Werk zieht, durchscheinen – gelacht wurde im Publikum tatsächlich nicht sooo unwahrscheinlich viel. Gegrinst dafür viel mehr. Wer so wie ich zunächst nur auf die genialen Anhalter-Beschreibungen aus ist, muss vorsichtig sein. Davon gibt es nur eine Hand voll. Macht das Sinn? Und ob.

Adams spielt in seinen Audiowerken mit Ton, in seinen Büchern spielt er mit Sprache – ja, er erfindet geradezu den textualen Humor neu. Zahlreiche seiner Gags aus den Büchern können schlicht und ergreifend nur schriftlich so gut funktionieren. Erzählt man’s ist die Sache vorbei – die BBC Serie hat’s vorgemacht. Das haben wohl auch die beiden Jungregisseure begriffen und statt dessen versucht, eine gute Balance zwischen tiefgründigem Handlungshumor und den klassischen Witzen zu finden. So findet der Fan die meisten wichtigen „Utensilien“ auch im Film wieder (es gibt sowohl einen Babelfish als auch einen Petunientopf, falls noch irgendjemand daran zweifeln sollte) während bestimmte Gags schlicht dem Buch vorbehalten bleiben. Und das ist auch gut so.

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Zusätzlich wird der Film um zahlreiche „visuelle Gags“ angehäuft: Witze, die zu 100% ins Adams Universum passen und dafür nur im Film funktionieren. Wer also selbst das Buch schon in und auswendig kennt, braucht keine Angst zu haben, sich zu langweilen: Es gibt viel Neues zu entdecken!

Das Ergebnis ist eine gute Symbiose, die sowohl dem Fan als auch dem Newbee gefallen sollte. Einziger Kritikpunkt können vielleicht gelegentlich Unklarheiten in einigen Inhaltspunkten sein – bestimmte Aspekte werden ziemlich schnell und für den Laien vielleicht nicht ganz verständlich übermittelt – besonders in den konfusen (und mit subtilerem Humor versehenen) Szenen könnte es schon mal vorkommen, dass ein „Nicht-Fan“ sich schon mal aussen vor gelassen fühlt. Oder zumindest die Tragweite der Komik nicht begreiffen kann. Eddie kam für meine Begriffe z.B. viel zu kurz vor (der Name wird zudem glaube ich nur einmal kurz erwähnt, so dass wenig Zeit bleibt, sich mit dem Schiffcomputer näher zu identifizieren, wie das beispielsweise noch im Buch möglich war). Ähnliche Probleme bietet z.B. der (schlecht gelöste) zweite Kopf von Zaphod.

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Allein der erste Band bietet aber wohl schon genug Stoff für drei Filme, so dass man einfach Prioritäten setzen musste, was reinkommt und was nicht. Regisseur Jennings lässt sich lieber mit einigen Schlüsselszenen etwas länger Zeit, als wie wild alles in den Film zu packen und nachher mit Timingproblemen zu kämpfen: Letztlich eine weise Entscheidung.

Die Vogonen bekommen nach meiner Erinnerung etwas mehr Platz eingeräumt als im Buch, wo sie aber auch kaum so gut zu platzieren waren wie im Film. Auch die Unwahrscheinlichkeits-Szenen sind ganz gut ausgearbeitet, während die Erklärungen und eben ein Großteil der Anhalter Texte schlicht rausgefallen sind.

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Ein paar komplett neue Hinzufügungen gegenüber den vorherigen Werken gab’s auch, wie wohl bereits bekannt. Jedoch machen all diese im Film sehr gut Sinn, ja rechtfertigen ihn als eigenständiges Objekt in der Anhalter-Saga noch mehr. Lediglich Malkovichs Rolle hängt ein wenig in der Luft, was sich aber im nächsten Teil relativieren könnte.

Handwerklich gibt’s ebenfalls kaum was auszusetzen. Die Musik- und vor allen Dingen die Geräuschkulisse ist fantastisch. Visuell hat der Film trotz (wohl) geringem Budgets allerhand zu bieten. Besonders angenehm der gesunde Mix aus Computergrafiken, Studiobauten, Stop-Motion und Jim Hensons Puppentrick (scheinen geradewegs aus den „Dinos“ geklaut). Was habe ich die Schnauze voll von unwirklichem Computermüll: Hier sieht einfach alles nach Leidenschaft zum Projekt aus: Genial!

Der Film ist keine Verfilmung der (Hör-) Bücher. Der Film ist viel mehr als das. Er ist eine Hommage an einen der genialsten Lyriker und Philosophen der Neuzeit. Der Film verehrt Adams in all seinen Facetten: Vom genialen Delphin-Musical zu Beginn (das hoffentlich nicht nachsynchronisiert wird) bis hin zum (neu geschriebenen!) Schluß verweist jedes Objekt, jeder Satz, jede Sekunde des Films auf Adams. Allein schon die Vorstellung des Hitchhikers Guide (mit Originalmusik!) kommt im visuellen Niveau der Genialität des Buchtextes absolut gleich. Selbiges gilt z.B. auch für Magrathea. Allein das macht ihn zum Pflichtprogramm für Fans. Und nachdem der Streifen zudem noch verdammt gute Laune verbreitet (gefühlte Zeit: 30 Minuten), wüsste ich absolut nicht, warum ich dem Film nicht jedem empfehlen sollte, der nur ein bischen ein Faible für Science Ficition oder klugen Brit-Humor hat.

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Was bleibt? Es gibt so Dinge im Leben, von denen weiß man, dass sie das eigene Weltbild unglaublich prägen. Dinge, die man so innig lieben gelernt hat, dass man weiß, sie bis zum Lebensende nicht vergessen zu können. Meine Adams-Erfahrungen sind sowas. Adams hat meine Welt ein ganzes Stückchen besser, reicher, liebevoller gemacht (und noch ein Stückchen mehr) – und es war eine Qual, so lange ohne ihn leben zu müssen. Wenn es eine Chance gibt, ihn wieder zu sehen, dann ist es dieser Film (und das meine ich wörtlich).

Ich kann nur zum heiligen Babelfish beten, dass der Film auch die Verfilmung des (noch genialeren) zweiten Teils spendiert bekommt. Meinen Segen bekommt das Ding jetzt schon, und wer mich kennt weiß, den bekommt nun wirklich nicht jeder Film – schon garnicht im voraus. Der erste Teil MUSS einfach ein Erfolg werden, ich bin jetzt schon viel zu durstig auf mehr – obwohl es keinen klassichen LotR-Cliffhanger gibt (eine Träne im Knopfloch hatten wir im Kino beim Abspann trotzdem alle).

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Nochmal: Was bleibt? Ausser Durst nach mehr? Oliver Kalkofe meinte beim späteren Umtrunk (es wurden Pangalaktische Donnergurgler serviert, haut rein wie Sau!) auf meine Frage nach seiner Meinung nur: „Ganz toller Film!“ – wenn selbst Kalki das sagt, kann ich mit meiner Ansicht scheinbar so falsch nicht liegen.

Bewertung: Für mich bislang der beste Film des Jahres

Filmbilder (c) by Buena Vista

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0 Gedanken zu “Mach’s gut! Und danke für den Fi..lm!”

  1. Douglas!! Hättest Du das gesehen, ich verspreche Dir, du wärst ein paar Jahre später gegangen (und während des Abspanns noch im Kinosessel sitzen geblieben, was sich gelohnt hätte, Anm. d. Verf.).

  2. Hallo Basti,
    Wirklich ein interessanter Kommentar. Scheint ja, daß Douglas Adams‘ Humor und Philosophie für dich eine ähnliche Stellung einnehmen wie für mich.
    Wenn ich lese, daß das Kino nur halbvoll war, wäre ich doch gerne auch dabeigewesen. Wie bist du eigentlich an die Karten gekommen?
    Auf jeden Fall freue ich mich auf den Film, der Kinobesuch ist für mich Pflichtprogramm.

  3. Hi Wintermute,

    es war eine Pressevorführung, also brauchte man keine Karten. Man sollte halt von der Presse sein (das bin ich ja … fast) 😉 …

  4. ich war in london und hab mir dort den film angeschaut. ich konnte eifach nicht mehr warten, obwohl ich nicht gut englisch kann. was den film angeht bin ich ganz deiner meinung.

  5. Haben das Kino jetzt auch mal aufgesucht. Bislang bester Film des Jahres halte ich für etwas gewagt…diesen Superlativ kann ich mir hoffentlich für BATMAN BEGINS aufsparen.

  6. Hallo Basti,

    toller Kommentar zu einem wirklich tollen Film. Ich habe die fünfbändige Trilogie mittlerweile bestimmt acht mal gelesen, besitze alle anderen veröffentlichten Adams-Bücher (Hitchhikers guide to galaxy auch in Englisch) und hatte etwas Angst vor dem Film. Ich war mit ein paar Freunden drin, die das Buch nicht kannten und ich konnte mir nicht vorstellen, wie man dieses Buch überhaupt verfilmen kann.
    Ich kann mich Deiner Darstellung nur anschließen und diese in fast allen Punkten für sehr gelungen befinden! Danke!

    Das Einzige was ich als Purist zu meckern habe, ist die in meinen Augen fatal überflüssige Rolle von Malkowich, die zudem die ursprüngliche Handlung einer völlig wahnsinnigen „Odyssee durch den Weltraum“ in Richtung Hollywood Schwarz-Weiß, Gut und Böse verschiebt. Beeblebrox hätte man mit heutigen Mitteln wirklich wie im Buch zwei Köpfe nebeneinander bauen sollen, die sich hin und wieder nicht einig sind und manchmal zusammenstoßen. Das wäre sicher auch ein netter Running-Gag gewesen (ausserdem hätte ich gern auf der Party den zweiten Kopf als Papagei verkleidet gesehen). Einige Dinge hätten auch etwas umfangreicher erklärt werden können. Aber egal, meine ersten Befürchtungen, dass es sich um einen völlig üblich-blödsinnigen Hollywood-Mist handelt sind zum Glück nicht bestätigt worden.

    Gruß
    Markus

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