Für alle, die noch der Tätigkeit der gepflegten Fernsehunterhaltung nachgehen hat Tele5 diesen Sonntag ein Abendprogramm, das wie für mich geschaffen wäre.
Um 20:15 zeigt der Sender „Die Unbarmherzigen Schwestern“ von Peter Mullen – ein böser Film über den ausgelebten Sadismus von irischen Nonnen des Magdalenenstifts, der als übelster Exploitation-Streifen durchgehen könnte, wäre die Geschichte dahinter nicht wahr. So bleibt einem eher der Frosch im Halse stecken. Ein in meinen Augen unterschätzter Film, der mich damals im Kino wirklich beeindruckt hat (Bericht hier)
Direkt danach bringt Tele5 einen Stilbruch, der vermutlich nicht größer sein könnte. Nach den sexuellen Demütigungen junger Iren schließen die Müncher eiskalt mit einem Russ-Meyer-Doppelfeature in Doppel-D an. Das ist zwar gut, um die Ernsthaftigkeit der vorherigen zwei Stunden aufzulockern und sich an der Leicht-Bekleidung der Swinging-60ies zu erfreuen, schmerzt in seiner Direktheit aber vermutlich ein wenig. Gezeigt werden „Die Liebestollen Hexen“ und „Ohne Gnade – Schätzchen“ (Vixen!). Ob ungeschnitten ist schwer zu sagen. Letzterer kam vor einiger Zeit zumindest uncut auf arte – allerdings auf Englisch. Tele5 zeigt wohl die FSK18-Fassung auf deutsch.
Zum Abschluss bleibt noch „A Tale of Two Sisters“ (Janghwa, Hongryeon) aus Südkorea. Nach den hüpfenden Brüsten der beiden vorherigen Filme eine plötzliche, unerwartete Schwermütigkeit und ein weiterer Kultfilm, mit dem ich persönlich nicht so warm geworden bin. Für alle Südkorea-Fans natürlich trotzdem Pflicht – einfach ein schöner Grusler für den späten Filmabend, der damit um 4:15 Uhr ausklingen wird.
Wenn auch etwas holprig in seinem Ablauf ist das insgesamt doch durchaus eine gelungene Filmzusammenstellung aus schockierendem Drama, surrealem 60ies-Trash und gepflegtem Spätgrusel. Warum nicht öfter so, Tele5?
(Bild: Das alte Tele5-Logo, weil 80er-Jahre-Metallic-Rand, Waschmittelblume und Kitsch-Farbverlauf einfach schöner war!)
Die unbarmherzigen Schwestern ist ein Film der mir selbst Wochen nach der Rezeption schlaflose Nächte bereitet hat.
Mich hat er auch lange beschäftigt – völlig zu unrecht untergegangen.
Ich hatte mir damals überlegt ob man zu so einem Thema ein Spiel machen kann und finde es immer noch schwierig/unmöglich.
Also ich würd’s machen. Ich komm aus der Materie.
Na dann bin ich ja mal gespannt, ob der Film mich auch überzeugen kann.
Überzeugen ist der falsche Ausdruck- er hat mich „nur“ sehr beschäftigt…
Sebastian – „Ich komm aus der Materie.“ Du meinst: Sadismus? 😀
Ohje, das könnte gefährlich werden.
Manche Filme machen mich nämlich ein bißchen böse, da schießt mir schon manchmal die Zornesöte ins Gesicht…
(kommt aber wirklich nur alle Jubeljahre mal vor)
Inhaltsangabe aus dem Videotext :
“ Margaret, Bernadette und Rose werden in das Magdalenen-Heim abgeschoben. Dort straft man sie, wie die andere weiblichen Insassen auch, unter unwürdigsten Umständen für sehr fragwürdige Sünden. Authentische Geschichte. Unfassbar. „
Hier übrigens ein Vor-Ort-Besuch eines verlassenen Magdalenen-Stifts: http://www.youtube.com/v/NbPyvF9fnhg – und eine der wenigen Dokus über die Stifte: http://vimeo.com/13158888
Hmhm, die Kirchen haben es ja immer schon gut verstanden, Profit aus dem Leid einfacher Leute zu schlagen.
Ich war jedenfalls gestern wieder erneut erschlagen vom Film…