Anlässlich der Möllemann-Week hier gleich noch was nachgeschoben: Hin und wieder fragen mich Leute, mit welchen Büchern oder Filmen man besonders gut in die „Verschwörungstheoretiker“-Thematik einsteigen könne. Ich warne grundsätzlich erst Mal davor, das Thema rein aus Jux und Dollerei an möglichen Szenarien anzuschneiden. Wer sich tatsächlich tiefergehend mit dem Thema auseinander setzt wird entweder irgendwann paranoid oder muss seine Weltanschauung ziemlich kräftig umkrämpeln. Und: Auf Ausstehende wirken nahezu alle Verschwörungstheoretiker in irgendeiner Form paranoid. Das macht sie natürlich angreifbar – ihre Welt ist schlicht und ergreifend eine völlig andere als diejenige des Otto-Normalverbrauchers. Wie sollte man die Anschauung einem Unwissenden erklären, ohne dass er die Punkte der scheinbar unwichtigen oder belanglosen Aspekte dahinter verbindet? Verschwörungstheoretiker vergleichen den Punkt, an dem die eigene Anschauung kippt, das neue System plötzlich stabiler wird als das alte, bisher bekannte, gerne mit der Pille aus Matrix:
… nebenbei erwähnt ein nicht unbedeutender, metapherschwangerer Verschwörungstheoretiker-Film, der mit „V for Vendetta“ (aus der gleichen Produktionsschmiede) mit ähnlich aktuellem Bezug fortgesetzt wurde . Es ist eine gute Idee, sich mit den Anfängen von Verschwörungstheoretikern zu beschäftigen. Die heutigen Theorien verdichten sich auf im Prinzip nur noch eine große Theorie mit einer ziemlich großen Gefolgschaft – v.a. Dingen gefüttert durch die 9/11-Bewegung, die erst im Laufe der Jahre erkannt hat, dass ihre Erkenntnisse mit dieser Theorie harmoniert. Daneben gibt es noch einige kleinere Theorien mit teilweise ziemlich abstrusen Gedankengängen, für welche die Mehrheit entweder noch nicht bereit (paranoid?) genug ist – oder die einfach für die notwendige Diffamierung der kompletten Mehrheit sorgen soll. Wie auch immer: Durch die Zusammenführung vieler Aspekte ist die heutige Verschwörungstheorie für den Laien kaum in ihren Grundsätzen zu durchschauen. Eben aus diesem Grunde schlage ich einige sehr frühe Dokumentationen vor. In diesem Falle vom Briten Jon Ronson. In dieser Dokumentation für den Sender Chanel 4 begeleitet er in jeder Folge einen anderen Verschwörungstheoretiker. Man muss sich bewusst sein: Es handeln sich hierbei um Folgen, die noch lange vor dem 11. September entstanden sind. Lange vor YouTube und dem „War on Terror“. Es waren die ersten Versuche einiger „paranoider“ Leute, gegen das ihnen unheimliche Establishment vorzugehen. Die Rechte der Sendung liegen angeblich bei Universal, weil die Serie dort nun mit Jack Black (!) als fiktiver Plot verfilmt werden soll. Ich hab keine Ahnung, ob das nun ein gutes oder ein schlechtes Zeichen für die Bewegung ist, jedenfalls stellt GoogleVideo und YouTube nun die einzelnen Folgen online zur Verfügung (wie ich hoffe, legal). Die Jon Ronson Filme sind für den Anfang eine gute Sache – er versucht ausnahmslos jede Position zu Wort kommen zu lassen. Eine Tugend, die man leider nicht jedem Verschwörungstheoretiker vorwerfen kann. Wir er später zugab, hatte er diese Reihe eigentlich begonnen, weil er der festen Überzeugung war, diese Menschen seien alle paranoid und deren Vorstellungen von Geheimgesellschaften und geheimen Agenden reine Hirngespinste. Zudem werden einige (im Prinzip nahezu Alle) seiner portraitierten Personen des Antisemitismus und Extremismus verdächtigt oder beschuldigt. Keine Angst vor Swastikas, die in diesen Dokumentationen auftauchen könnten. Ronson selbst ist jüdischer Abstimmung – es geht ihm also wirklich nur darum, alle Seiten zu Wort kommen zu lassen. Im Laufe der Folgen werden sich die Seiten zwischen Gut und Böse dabei immer wieder mal wenden. Wie erwähnt: Das ist ein normaler Prozess, wenn man sich mit solchen Begebenheiten auseinander setzt: Beide Systeme können stabil sein – es ist die Frage, für welches der beiden man sich am Ende entscheidet. Welches für einen selbst stabiler ist. Ich werde versuchen, alle Videos, die ich in den kommenden Tagen poste, möglichst kommentarfrei zu belassen. Es werden Positionen darunter sein, die ich ablehne und welche die ich befürworte. Einige kurze Kommentare werde ich mir im Blog aber nicht verkneifen können. In dieser Folge begleitet Jon Ronson David Icke. Ich finde sie zum Einstieg interessant, weil sie gut zeigt, wie schnell sich Fronten zwischen (angeblichen?) Antisemiten und (systemtreuen? Instrumentalisierten?) Antifaschisten drehen können. Außerdem zeigt es, wie dynamisch hier die Medien reagieren – scheinbar ohne überhaupt zu realisieren, dass sie gerade in ihrer eigentlich Kernaufgabe versagen. Have a look: