PRISM

Der PRISM-Skandal über die Totalüberwachung der Welt durch die NSA (anders lässt sich das Programm ja nicht beschreiben) ist eigentlich ja nichts Neues. Wer die Sache schon länger verfolgt, kennt das Programm mehr oder minder bereits – zum Teil auch durch Hinweis auf meinem Blog. Nur ein paar Beispiele:

Schon vor einem Jahr berichtete der Journalist James Bamford darüber, dass die USA in Utah ein riesiges Data-Center errichtet haben, durch das quasi nahezu der komplette Internet-Traffic geroutet werden kann.

Zuvor gab es schon mehrere Berichte über Internetüberwachungs-Einrichtungen in den USA, wo Daten -egal ob verschlüsselt oder nicht- auf Vorrat einfach abgespeichert worden sein sollen. Eine bereits ältere Dokumentation (war u.a. zu sehen bei arte) zeigte schon damals, wie ein Großteil des asiatischen Datenverkehrs mitten durch NSA-Data-Centers an der Westküste geroutet wurde. Geglaubt hat das damals (natürlich mal wieder) niemand.

Kurze Zeit später kam der ehemalige NSA-Agent William Binney selbst auf die Bildfläche und bestätigte, dass alle in den USA überwacht würden. Wen hat’s interesiert? Niemand. Genau wie bei Russel Tice – der das gleiche bereits 2009 (!) aussagte. Die Liste ist lang…

Hier ist noch so ein beispielhafter, lustiger Fall, den ich erst vor kurzem entdeckt habe: FBI-Agent Clemente empfiehlt, dass die Behörden für die Anschläge in Boston mal die Handygespräche der Attentäter nachhören sollten. Die Moderatorin ist verwirrt und geht davon aus, dass damit wohl gespeicherte Anrufe auf der Mailbox gemeint sein müssen. Sofern diese noch gespeichert sind, versteht sich – denn wie sollen jetzt nachträglich noch Telefongespräche abgehört werden können? Clemente erklärt daraufhin seelenruhig, dass das kein Problem sei: Wenn die Geheimdienste Telefongespräche der Vergangenheit hören möchten, könnten sie das auch.

Und das wiederholt Clemente bei jedem Interview immer und immer wieder. Hier ein Beispiel. Kurz gesagt: Er gibt zu, dass schlicht und ergreifend alles, was wir tun, dupliziert wird (und ja, Deutschland ist bei der NSA da ganz weit vorne mit dabei) – damit man es später zu jeder Zeit und zu jedem Menschen abrufen kann. Quasi eine automatische Stasi-Akte, ein feuchter Traum eines Gestapo-Agenten.

Insofern ist die PRISM-Veröffentlichung ernsthaft nichts, was mich in irgendeiner Form überrascht. Ich glaube, Fefe hat das hier in seinem Blog super zusammengefasst. Unabhängig davon finde ich es aber prima, dass der Whistleblower durch den Guardian und Glenn Greenwald da guten Support bekommt und die Sache nach Jahren mal etwas bekannter wird als bislang. Hier ist sein Video (auch wenn ich das Gefühl nicht ganz loswerde, dass da noch irgendwas fishy ist an der Geschichte):

0 Gedanken zu “PRISM”

  1. War doch schon immer wieder mal in den Massenmedien. Ich glaube, der entscheidende Unterschied ist, dass die Medien einen Martyrer brauchen, damit es die Menschen interessiert. Ich kann mir schon vorstellen, dass unser Whistleblower das verstanden hat. Aber ob es was bringt? Ich glaube, das hat somit alles mehr mit Unterhaltung als mit wirklichem Änderungswillen seitens der Bevölkerung zu tun.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert