Eigentlich freue ich mich wirklich für Trevor Aaronson. In seinem neuen Buch „The Terror Factory“ zeigt er auf, wie das FBI Menschen mit allem nötigen Equipment ausstattet, um Terrorakte zu begehen: Bomben, Fahrzeuge, Pässe, VISA – egal. Ist der Attentäter genug radikalisiert, dann wird er unter dem Schutz der Geheimagenten aktiv. Manchmal wird der Vorfall dann rechtzeitig verhindert – und vom Staatsschutz gebührend als Erfolg gefeiert. Manchmal geht es halt auch schief. Ob gewollt oder ungewollt, bleibt für mich unklar – auch wenn Aaronson davon ausgeht, dass die „schief gegangenen“ diejenigen sind, die von den Agenten fälschlicherweise fallen gelassen wurden.
Egal ob 9/11, London, Madrid, Sauerland oder wir vor kurzem Boston: Immer standen die „Terroristen“ mit CIA- oder FBI-Leuten in Kontakt und erhielten von ihnen notwendige Materialien zur Druchführung des Anschlags. Immer fand zeitgleich mit den Anschlägen eine „Übung“ mit statt, die wie von Geisterhand genau dieselben Schritte vorsah, wie sie später die Attentäter durchführen würden.
Bislang wurde diese Sachlage von den Geheimdiensten heftig bestritten. Seit Aaronsons Veröffentlichung hat zumindest das FBI nun zugegeben, dass diese sogenannten „Sting Operations“ tatsächlich gemacht werden. Eigentlich würde man nun einen Aufschrei der Bevölkerung erwarten – aber entweder glaubt ein Teil der Bevölkerung sowieso nicht mehr daran, dass diese Leute alle im stillen Kämmerlein ihre Bomben bauen und wundert sich sowieso nicht mehr oder der andere Teil schaltet bei den Nachrichten ohnehin auf Durchzug und realisiert die eigentlich Konsequenz dieses Wahnsinns nicht wirklich.
Das FBI hat sich nun zur Rechtfertigung folgende Argumentation zurecht gelegt: „Wir gehen davon aus, dass das Fundamentalisten sind. Wenn wir ihnen helfen, Anschläge zu begehen, dann können wir sie viel schneller verurteilen und aus dem Weg schaffen“. Dem hält Aaronson entgegen, dass das FBI jeden, aber auch jeden hirnverbrannten Idioten unterstütze. Es wurden tausende Agenten angeheuert, welche die muslimischen Gemeinden unterwandern, die Personen nach ihren Gedankengut befragten und wenn einer einen Satz äußert wie: „Dem Bloomberg, den würd ich ja am liebsten mal in die Luft jagen“ – dann denkt sich der Agent „Check! Wieviel Sprengstoff willst Du? Soll ich Dir die Bombe bauen? Ich fahr dich auch hin!“. Diese Personen wären, so Aaronson, nie selbst in der Lage gewesen, einen Anschlag auszurichten. Zusätzlich sorgten die Agenten möglicherweise auch dafür, dass die Personen erst radikalisiert werden. Bezahlte Ausflüge ins Ausbildungslager inklusive – alles nach dem Motto: „Je schneller wie Erfolge vorweisen können, desto besser.“
Unabhängig davon, wie man zu der Sache steht, finde ich das Vorgehen immer noch ungeheuerlich – immerhin handelt es sich hier um von Steuergeldern bezahlte Beamte, die uns eigentlich Schützen sollen. Statt dessen setzen sie für den persönlichen, politischen Profit das Leben Unschuldiger auf’s Spiel und machen friedliche Areale zum Schlachtfeld für ihre „clandestine operations“. Andererseits wissen wir, dass das alles leider nichts Neues ist – und die Gründe für hausgemachten Terror nur zu einem wirklich sehr kleinen Teil in der kriminialistischen Ecke zu finden sind.
So oder so – Trevor Aaronson war vor kurzem bei Amy Goodman im Videointerview. Da ich sowohl Trevor als auch Amy mag, ist das einen Klicktipp wert (Beginn ca. Minute 14:30).