Ungeklärte Morde I: Herrhausen

Wenn ich schon auf Kreta bin, kann ich die Zeit mal nutzen, auf ein recht bekanntes Verbrechen hinzuweisen, das immer wieder mit der derzeitigen Finanzkrise in Verbindung gebracht wird. Damit mein ich nicht die aktuell laufenden Rettungsoperationen der EU, sondern den Mord an Deutsche-Bank-Chef Herrhausen. Wikipedia zu ihm:

Herrhausen galt als Ausnahmeerscheinung unter den deutschen Spitzenmanagern. (…) Weggefährten bescheinigten ihm die Fähigkeit, mit Arbeitern der Daimler-Benz AG, deren Aufsichtsrat er leitete, ebenso gut umgehen zu können wie mit Studenten und Schülern. Die von Herrhausen eingeleitete strategische Umgestaltung der Deutschen Bank wird im Rückblick als visionär bewertet, da er Entwicklungen in der Finanzwelt vorhersah und konsequent umsetzte, die sich damals noch kaum abzeichneten und erst Jahre später Realität werden sollten. (…) Als manager-untypisch wird ferner sein Interesse für die Belange der Dritten Welt angesehen. Als einer der ersten sah er die Schuldenkrise der weniger entwickelten Länder sowohl als moralisches Problem der Industrieländer als auch als essentielles zukünftiges Problem für die Bankenwelt an. Sein Eintreten für einen Schuldenerlass erregte internationales Aufsehen und sorgte für erbitterten Widerstand vor allem in der angloamerikanischen Finanzwelt. In einer Talkshow lernte Herrhausen 1982 die 30 Jahre jüngere Politik- und Literaturstudentin Tanja Langer (geb. Neumann) kennen, die dort als Vertreterin der sogenannten No Future-Generation eingeladen war. Die junge, politisch links eingestellte Studentin sagte ihm nach der Show die Meinung. Ihre Kritik und ihre polit-ökonomischen Zukunftsvorstellungen verblüfften ihn, und er forderte sie auf, ihm zu schreiben. Damit nahm eine lange Abfolge von Briefen (ihrerseits) und Telefonaten sowie Treffen ihren Anfang, bis das Attentat dieser „sehr besonderen Freundschaft“ nach sieben Jahren ein jähes Ende bereitete. Langer sagte später dazu: „Ich war eine geistige Tankstelle für ihn. Er wollte mit jemandem sprechen, der andere Werte verkörperte, nicht an Geld und Karriere dachte“.

Das Attentat wird offiziell der RAF zugeschrieben – aber es gibt viele Stimme, die behaupten, Herrhausen sei wegen seiner revolutionäre Vorstellungen des Bankenwesens ermordert worden. Tatsächlich sagt sein Nachfolger Josef Ackermann zu der Idee, die Bankenkrise mit Schuldenerlass zu lösen:

„Ich glaube, dann wär es mir genauso gegangen wie Herrn Herrhausen.“ (Quelle)

Weiß Ackermann, dass er ermordet würde, würde er sich für Schuldenerlass einsetzen? Wenn ja,  von wem? Von linksextremistischen Terroristen? Wohl kaum glaubwürdig. Muss die Deutsche Bank das Spiel also mitspielen? Und tatsächlich hängt die Deutsche Bank jetzt genauso in der Krise mit drin wie andere angolamerikanische Banken – ganz im Gegensatz zu Herrhausen-Zeiten, als sie bei einem Schuldenerlass tatsächlich eher profitiert hätte.

Mehr zum Mord gibt es z.B. in dieser Doku zu erfahren:

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