Eigentlich wollte ich zuerst garnicht auf den Mooserboden an den Kapruner Stauseen fahren. Ich habe eine recht touristische Region erwartet, bei der Massen über eine Staumauer geschleust werden – ohne große Wandermöglichkeiten und womöglich noch mit vor sich hindudelnder Dauerbeschallung alpinistischer Volksmusik bei den Hütten. Außerdem hätte mich der Schrägaufzug gereizt, der einen auf die Böden hochbringt. Der war allerdings in diesem Jahr in Revision. Gott sei Dank habe ich mich durch ein paar Reviews dann doch überzeugen lassen, dort kurz vorbeizuschauen, zumal die Busfahrt für mich ja gratis war.
Da der Schrägaufzug (der sonst sogar ganze Busse auf den Berg bringen kann) nicht genutzt werden konnte, musste der Bus durch einen langen Tunnel mit gleichmäßiger Steigung fahren – was an und für sich schon ein kleines Abenteuer ist. Da drinnen regnet es quasi immer von den Wänden. Es war so feucht, dass meine Kamera auf halber Strecke den Geist aufgegeben hat und erst nach einiger Entfeuchtung überhaupt wieder angesprungen ist. Verlässt man den Tunnel befindet man sich schon über den Wolken. Was folgt sind ein paar Kilometer mehr auf einer engen Bergstraße, bis schließlich die beiden Bushaltestellen am Mooserboden und Wasserfallboden erreicht werden:
Es herrscht eine merkwürdige Idylle in dieser Region, die umgeben ist von mächtigen Gletschern, Wasserfällen, Seen und Wanderwegen. Die riesigen Staumauern bilden ein ungewöhnliches Kontrastbild zur Natur, die überall weiter blüht und gedeiht. Es ist ein surreales Gebilde menschlicher Arbeitsgewalt, hier auf 2000 Metern Höhe. Surreal, und trotzdem harmonisch – irgendwie beeindruckend und völlig anders, als der herkömmliche Bergausflug. Allein für diese Eindrücke lohnt sich die Anreise schon.
Aber auch Wandermöglichkeiten sind vorhanden – von der Gletschertour bis hin zum gemütlichen „Kräuterlehrpfad“ (im Video zu sehen) gibt es auch für Bewegungshungrige Optionen. Ein lohnenswerter Hochalpin-Kessel, der sich trotz touristischer Erschließung einiges an Harmonie bewahrt hat – und somit ein Tipp von mir gerade auch für alle Anfänger, die sich (noch) nicht in die „richtigen“ Berge trauen, aber auch keine reinen Lift-Regionen besuchen und erst mal nur ein wenig Gehen und Staunen wollen.