2005/2006 war ja bekanntlich das Revival des Terrorkinos. Noch vor 10 Jahren hätte ich ja nicht mal dem 80er Jahre Splatterkino eine Mainstream-kompatibilität im jugendschutzvernarrten Deutschland zugetraut, aber dass jetzt selbst der 70er Jahre Terror von der Masse kommuniziert wird, da hätte ich früher nen Besen gegessen. Denn mal im Ernst: die 80er waren vielleicht blutig, aber die 70er waren krank! ,-) Ich mein, Leute, selbst Cannibal Holocaust wird ‚geremaked‘! Was als nächstes? Bloodsucking Freaks? Urotsukidoji? 🙂 Als Fan des Genres sehe ich das mit einem lachendem und einem weinenden Auge. Lachend natürlich, dass die breite Palette des fantastischen Films mittlerweile sogar in Subgenres gesellschaftskompatibel wird (außer bei der CSU) und uns somit endlich wieder mit neuen Filmen versorgt. Weinend aber auch, weil immer mehr von der eigentlichen Magie des Genres aufgesogen wird. Beim Terrorkino wird das besonders deutlich. Lange konnte mich keiner der neueren Terrorfilme mehr wirklich fesseln. Warum? Ist die Luft wirklich draußen? Ich glaube nicht. Das Terrorkino lebt vom Untergrund: Das Gefühl etwas anderes, etwas absonderliches, abartiges, annormales, den völligen Trip zu machen – das fehlt. Die Filme laufen zur besten Sendezeit, keine Midnight Movies, keine Tipps hinter vorgehaltener Hand, keine hahnebüchenen Preise für eine verbotene Ausgabe von ‚Blutgericht in Texas‘, keine 100 Kilometerfahrten mehr in das nächste Kino, das ihn noch bringt. All das ist weg. Ich nenne es mal: Den Sicko-Faktor. Zudem wird dem Fan natürlich auch die ‚Massenkompatibilität‘ der neuen Terrorfilme bewusst. Filme wie Saw zeichnen sich nicht mehr durch billige Exploitation aus, sondern durchaus auch durch ne super Konstruktion und spannende Story. Die Schockeffekte sind dann nur mehr Mittel zum Zweck, aber nicht mehr Inhalt des Films. Selbst bei der großen Hoffnung Hostel war das so. Alles spannende Filme, kein Zweifel – aber eigentlich kein Terrorkino. Interessant, dass der einzig wahre Terrorfilm, der mich seit Jahren mal wirklich auf Puls 200 gebracht hat, eigentlich wirklich nur ne direkte Kopie ist und keine Neuerfindung: The Hills have Eyes ist ein Remake des gleichnahmigen (und in Deutschland gräßlich umgeschriebenen) Films von Altmeister Wes Craven. Leider hatte ich ihm im Kino irgendwie versäumt, aber die DVD Version ist ja erfreulicherweise noch ein ganzes Stück länger (die Kinoreviews waren ja katastrophal – ob das nur an mir oder an den Schnitten liegt? Wer weiß!) und so wandert der erst Mal fein säuberlich in meine ‚Now Watching‘-Box (Trailer wird mitverlinkt). Tja. Und was soll ich sagen? Hut ab! Trotz des zweifelsohne großen Budgets schaffte es THHE mich voll in den Bann zu ziehen. Wo ich bei anderen Filmen manchmal nur gähne oder ‚halt eben mal zugucke‘ ist mir hier sogar das vor mir befindliche Gulasch kalt geworden. Keine Story, keine Möchtegern-Innovation, einfach nur eine Kopie mit sagenhaftem Setting, genialer Atmosphäre! Es sind nicht die abartigen Ideen, der schnelle Schritt, die (eh geringen) Schockeffekte. Die völlig verstörende Situation, das Entführen in die absolute Hölle, eine Achterbahn mit langem Lifthill, der nachher in einem Mega-Drop und ‚Looping-Gewurl‘ endet – das machte das Terrorkino schon immer aus. Und hier schafft es THHE, die Underground-Attitüde für einen Mainstream-Film erstaunlich gut zu halten. Das Remake könnte problemlos (mit etwas körnigerem Bild) auch in einem versifften Pornokino in der Mitternachtspreview laufen. Und ich würde 200km dafür fahren! Der Sicko-Faktor – er ist wieder da! Danke Alexandre Aja! So müssen Remakes wirklich aussehen. Und fuck you Fox, für das Abdrehen des zweiten Teils!