Ich kann mit Superhelden-Filmen eigentlich nichts anfangen, weil sie in der Regel doch wirklich immer nach demselben Schema ablaufen. Einer der wenigen, großen Ausnahmen war für mich bislang „Super“ von James Gunn, dessen Filme ich ohnehin sehr mag (Tromeo & Juliet, Slither, Porn PG). In „Super“ läuft im Prinzip nur ein fetter Superheld mit einem Schraubschlüssel rum und bringt Leute um die Ecke. Häufig einfach nur Schwarze(!) von der Straße. Oder Kevin Bacon (der auch in „Guardians of the Galaxy mal wieder zitieren wird). Nebenbei wird er von Ellen Page vergewaltigt. Ein herrlich dreckiger, politisch-unkorrekter und „anderer“ Superhelden-Film, der leider wegen seiner sehr bösen Art praktisch nicht in die Kinos kam (und später durch den deutlich zahmeren Kick-Ass überholt wurde).
Gunns ironischer Umgang mit dem Superhelden-Phänomen hat mich dann also doch noch in Guardians of the Galaxy getrieben, der derzeit in den deutschen Kinos anläuft und als „Marvels bester Superhelden“-Film angepriesen wird. Schafft der aus dem Trashmillieu stammende James Gunn den Wechsel vom Kreativkino ins Mainstream-Fach besser als ein Peter Jackson zu Herr der Ringe oder Sam Raimi zu Spiderman? Sieht man unter den ganzen Dollars trotzdem noch was von ihm als schräger Autor?
Ich finde, durchaus.
Sicher, es gibt auch in Guardians of the Galaxy schrecklich langweilige Actionsequenzen, deren Fasziniation sich mir leider nie erschließen wird. Das gleiche gilt für den ewig gleichen MacGuffin-Mythos – der wohl bei Superhelden-Comics einfach Pflicht zu sein scheint. Der Einschlaffaktor bei mir war diesmal bei einmal (was eine gute Quote bei mir ist!). Versöhnt wird man mit einer durchweg nett und poppig gestalteten SciFi-Welt, die sich ein wenig als ein Star Wars auf Punk ausgibt und bei der das Zusehen Spaß macht.
Gott sei Dank halten sich diese inhaltlsleeren Sequenzen aber vergleichsweise in Grenzen und Gunn gelingt es immer wieder mal seinen typisch-ironischen Regiecharme durchblitzen zu lassen. Auch die schon in Slither oder Super sichtbaren „menschelnden“-Momente mit einem Augenzwinkern sind auch in „Guardians“ zu finden – übrigens genauso wie die kammerspielartigen aber überaus witzigen Dia- und Monologe, die er auch hier in einigen ruhigen Momenten immer wieder mal einschieben kann – neben den obligatorischen Onelinern versteht sich. Höhepunkt ist dabei ohne Zweifel der fies-liebevolle CGI-Waschbär Rocket, quasi der Antipode zu Jar-Jar-Binks, der sich zudem pausenlos über das eigene Erlebte lustig macht. Waschbären sind aber auch einfach ohnehin cool!
Kurz: Macht Guardians of the Galaxy Spaß? Mir persönlich nicht so wie „Super“, dafür ist er mir weiterhin zu glatt, zu kompromissbereit, zu „marvel“. Aber das war bei so einem Dollar-Spektakel zu erwarten. Aber trotzdem habe ich viel gelacht und mich eigentlich immer wieder mal gefreut, wenn Gunn seine humoristische Ader mit ins Drehbuch packen durfte und somit daraus kein gebügelter „Sam Raimi Spiderman“ oder schwerfälliger „Peter Jackson Hobbit“ geworden ist. Von den Superhelden-Filmen, die ich kenne, ist es damit ohne Zweifel bisher mein Favorit.
Ich finde, Gunn hat bei den Guardians einen durchaus gelungenen Mittelweg gefunden – auf der einen Seite Studios und Mainstream-Publikum mit einer völlig banalen Geschichte und der ein oder anderen leicht konsumierbaren Actionsequenz, Rumgeballer oder Kampfeinlagen zufrieden zu stellen aber dann eben auf der anderen Seite auch mit unkonventionellen Charakteren und einer manchmal sogar überraschenden Situationskomik ein wenig „edgyness“ mit in den Film zu packen, so wie man es aus seinen Frühwerken kennt. Am Ende bleibt natürlich der übliche Hollywoodbrimborium mit Happy End, aber wenn in einem eigentlich fürchterlich ekligen Multiplexkino das Schnellkonsumenten-Publikum applaudiert (!) und sogar fast vollständig bis zum Ende sitzen bleibt (!!) dann hat Gunn bei dem Film vielleicht gar nicht mal so viel falsch gemacht. Ich werde ihn sicherlich weiterhin im Auge behalten. Die Guardians vermutlich auch.
Freunde von SciFi-Action auf Popcorn-Niveau mit einer gehörigen Portion Humor, fetzigem Soundtrack und liebenswerten Charakteren mit einem Schuss Menschlichkeit können also zuschlagen. 3D hat in meinen Augen bei dem Film keinen großen Mehrwert und ist damit keine Pflicht.
Ach, und Disney hat’s mal wieder geschafft den Trailer super und den Film nur so so la la einzusynchronisieren. Aus Chiller-Sätzen wie „Hey, hey, alles easy!“ wird im Kino plötzlich ein gelangweiltes „Hey, mal ganz locker bleiben.“ Schade!