Da kommen einem echt die Tränen in die Augen! Jeder Horrorfilm-Fan kennt das Label ‚Anchor Bay Entertainment‘ (jetzt Starz Home Entertainment), einfach das absolute Edel-Label wenn es um tolle DVD-Veröffentlichungen geht. Anchor schmeißt nicht nur irgendwelche schnell produzierte Scheiben auf dem Markt sondern macht sich eine riesen Mühe bei der Aufbereitung von Extras & Co. Dabei treiben die Jungs & Mädels teilweise lang verschollen geglaubte Splatterstars wieder vor die Linse. Nicht umsonst habe ich mir vor einiger Zeit die Anchor Bay Edition (in Original-Silberkugel!) der von mir heiß verehrten Phantasm-Reihe besorgt (ich berichtete). Vor einiger Zeit legte Anchor Bay bzw. Starz Home noch einen drauf und produzierte die Serie Masters of Horror. Die Idee: Horrorfilmregisseure der Welt vereinigt Euch und produziere ein jeder eine Folge für diese Serie! Rund 60 Minuten, Kinofilmniveau! Und los! 😀 Während das Cinema von heute durch Splattertrash neuer ‚Star-Regisseure‘ wie Eli Roth überrannt wird, besinnen sich die Leute bei Starz (müssen wohl selber alles eingefleischte Fans sein) auf die guten alten Werte und versammeln Underground-Namen, wo man als Fan der erste Stunde am liebsten gleich losheulen möchte. Bereits in der mir (nun endlich!) vorliegenden ersten Staffel fallen so Referenzen wie Tobe Hooper (‚Das Kettensägenmassaker‘), John Landis (‚American Werewolf‘), Ernest R. Dickerson (‚Ritter der Dämonen‘), John Carpenter (‚Halloween‘), Stuart Gordon (‚Re-Animator‘), Takashi Miike (‚Audition‘), William Malone (‚Haunted Hill‘), John McNaughton (‚Henry – Portrait of a serial Killer‘) und sogar Gialli-Maestro Dario Argento! Und und und! Was mich am meisten freut: Auch Don Coscarelli (‚Phantasm‘) darf ENDLICH wieder mal einen Film machen – mit seinem ganz eigenem Filmstil und völlig eigenen Storys, die einfach unnachahmlich sind. Wieso zum Geier gibt immer noch niemand diesem Wassermann-Genie ,) einen Vertrag. Gott sei Dank ist er bei Masters of Horror gleich in der ersten Folge verewigt. Bitte mehr davon, Don!
Endlich bin ich nun dazu gekommen, mir meine gekauften Season-Boxen so nach und nach anzusehen und ich bin einfach hin und weg. Toll, toll, toll! Schön produziert, gute Auswahl, tolle Schauspieler und Insider-Anspielungen bis zum Umfallen (wenn z.B. in der von Carpenter gedrehten Episode eine Filmvorführer für Argento schwärmt, möchte man sich nur noch wegschmeißen)! Hätte man mir vor 10 Jahren gesagt, dass irgendwann ein Label so viel Mühe und Geld aufbringen wird, um sowas zu produzieren, ich hätte ihn für verrückt erklärt. Aber mit dem Horrorkino der alten Schule ist das wie mit dem Adventures: Die Fanboys (wie ich) sind leidenschaftlich, und sie lassen nicht locker, bis sie endlich das kriegen, was ihnen zusteht. ,) Mit Sicherheit mag die Serie nicht für jedermann sein, wer aber mit diesen (manchmal schon fast vergessenen) Namen groß geworden ist, der liebt sie sofort heiß und innig. Da verzeiht man selbst die kleinen Ausrutscher hin und wieder – nicht jeder der (oftmals an die 70-Jahre alten!) Regisseure kann halt immer volle Leistung bringen.
Allein die erste Staffel bietet übrigens gesamt bereits über 2000 (sic!) Minuten Extras. Das sind über 30 Stunden Zusatzinterviews und Analysen! Und das in hoher und mühlevoll zusammengestelter Qualität (zumindest für ein ursprüngliches Underground-Phänomen). Auch auf Audio-Kommentare muss man nicht verzichten. Mann, vor ein paar Jahren hätte ich noch gedacht, dass sich ausser mir höchstens noch ein paar handvoll Leute für diese Regisseure interessiert und statt dessen alle lieber in die jetzt gedrehten Remakes läuft. Fantastico! Aber es wird noch besser: Nicht nur ist bereits die dritte Staffel der Serie in Planung (die zweite erscheint gerade in diesen Tagen auf DVD) sondern auch noch ein (scheinbar separat produziertes) Spin-Off mit dem Titel Masters of Italian Horror. Ja leckt’s mich am Arsch! Da kommen so Leute zurück wie Lamberto Bava, Umberto Lenzi oder Sergio Martino! Das gibt’s doch garnicht – das ist für mich (als eingefleischter Italian-Horror-Fan) fast wie die Auferstehung von den Toten (leider nicht für ‚Lucio Fulci‘ (Gruß nach oben!)). Umberto Lenzi ist immerhin schon fast 80 und hat mit ‚Cannibal Ferox‘ ohne Zweifel einen der abstoßensten 70er-Jahre-Kannibalen-Filme aller Zeiten gedreht… ob der alte Haudegen den hohen Erwartungen noch gerecht werden kann? Ich bin jedenfalls megagespannt. Denn eins muss man der Serie lassen: Bereits in der ersten Staffel hat sich ein unglaublicher Wettkampf zwischen den Regisseuren entwickelt: Jeder wollte seine Folge gruseliger, actionlastiger oder blutiger gestalten als sein Kollege. Wenn man bedenkt, dass die meisten dieser Leute ihr Feuer in den 80ern ziemlich verpulvert haben und seitdem meist nur noch Softcore produzierten, laufen bei dem Projekt fast Alle wieder zu alter Höchstleistung auf. Übrigens: Der Sender Showtime hatte die Ausstrahlung der Miike-Folge ‚Imprint‘ verweigert. Produzent Mick Garris bezeichnete sie als ‚the most disturbing film I’ve ever seen.‘ ,-) Danke, Anchor Bay! Und noch eins: Deutschland pfui! Ist ja schon schlimm genug, dass praktisch von jedem Zweiten der hier aufgeführten Regisseure Filme in Deutschland verboten sind (von Coscarellis Phantasm über Hoopers Texas Chainsaw Massacre bis hin zu Argentos Tenebrae) – aber dass man sogar diese Renaissance-Hommage in Deutschland nur in total verstümmelter Ausführung kriegt, ist schon ein Armutszeugnis…
Deswegen: Nur die UK-Version kaufen. Die ist nämlich nicht nur uncut und beinhaltet tonnenweise Horrorfan-Extras, sondern ist sogar auch noch spotbillig! Dass das Boxset nun in meine ‚Now Watching‘-Box wandert, versteht sich nach dieser Lobhudelei wohl von selbst. ,-)