Ich bin ja ein Freund des „Do-when-you-feel-to“: Der Medienkonsum bei mir hat sich durch Zeit-, Arbeits- und Interessenslage verändert. Habe ich früher ganz einfach Filme geguckt, Musik gehört oder Spiele gespielt, weil sie grad Thema waren (oder ich einfach nichts besseres zu tun hatte), herrscht heute für mich zunehmend ein Überangebot. Eine Zeit lang musste ich damit zurecht kommen, dass mir Leute Sachen schenken, Filme empfehlen oder mit mir Spiele spielen wollen, die einfach, häufig einfach aus Konsumblockade, nicht anschauen oder spielen kann. Länger dachte ich, dass ich mich einfach wieder dazu zwingen muss, um von Medien eingesogen zu werden, aber ich glaube das stimmt gar nicht. Mittlerweile bin ich ganz zufrieden damit, Medien einfach zu bunkern und wirklich dann rauszuziehen, wenn ich Lust dazu habe – und mich darauf zu verlassen, dass für all die Sachen, die mir heute Leute für meinen Nicht-Konsum um die Ohren hauen, auch die passende Lust noch kommt.
Meine Schwester hatte mir zum Geburtstag ein Abo der Wolphin geschenkt. Das ist ein Magazin, dass sich dem Kurzfilm widmet und jeden Monat auf einer prall gefüllten DVD erscheint (samt den Filmen). Schöpfer Brent Hoff und Dave Eggers machen sich dafür auf die Suche nach unentdeckten, nie veröffentlichten Perlen. „Kurzfilme sind zu kurz um sie im Fernsehen zu zeigen, und im Kino sieht man sie nicht, weil man dort lieber Großes, Belangloses über Adam Sandler zeigt“, erklärt Hoff das Prinzip von Wolphin.
Asche auf mein Haupt: Irgendwie fehlte mir bislang gerade dafür die Muse. Erst zur zweiten mir zugegangenen DVD hole ich jetzt auf und bin hin und weg. Wolphin bietet mir derzeit das, was das Fernsehen von heute so sehnlichst vermissen lässt: Kreativität ohne auferlegte Sendeschemata, verrückte Filmideen ohne geistige Barrieren oder die Schere im Kopf, interessante Dokumentationen über interessante Menschen, Unterwasserroboter oder Flugdrachen, die malen können – und all das in jeweils unter 30 Minuten. Genau die richtige Länge für den Abend. Und noch dazu fast immer eine inspirierende Bettlektüre, die man wohl sonst nirgends zu sehen bekommt – oder zumindest nicht in dieser Zusammenstellung.
Letztens habe ich z.B. die Dokumentation „Audience of One“ geguckt, die ich hier auch gut verlinken kann, weil es die tatsächlich auch bei Youtube gibt (auch wenn ich sonst nie darauf aufmerksam geworden). Die Dokumentation ist im wahrsten Sinne des Wortes eine „Offenbahrung“. Sie handelt von einem Priester, der durch eine Erscheinung Gottes erleuchtet wird: Er soll der nächste James Cameron werden. Und so macht sich der Pfarrer mit viel gespendetem Geld und einer naiven Filmcrew auf nach Italien, um dort ein zweites Star Wars zu inszenieren. Der Film ist sowohl menschlich, wie auch sozial- und weltanschauungskritischer Sicht spannend. Für Freunde von „Making Ofs“ ohnehin. Here you go, Amen!
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