John Wardley ist eine britische Themenpark-Legende und einer der ganz wenigen Künstler in Europa, die sich intensiv für Dramaturgie und kohärente Thematisierung in Parks einsetzen. Er ist auch Mitarbeiter am legendären Roller-Coaster-Tycoon-Franchise gewesen.
Seit 2007 arbeitete er für Merlin Entertainments, der zweitgrößten Themenpark-Kette nach Disney. Merlin ist nicht ganz unumstritten, werden die meisten der Parks, zu denen z.B. auch der Heide-Park, die Legoländer, SeaLife oder das Gardaland zählen, doch sehr deutlich auf einer rein betriebswirtschaftlichen Ebene geführt. Die Preise der Merlin-Gruppe liegen gegenüber der Konkurrenz immer sehr hart an der Schmerzgrenze und bei den Attraktionen wurde ihnen hin und wieder Sensations-Marketing gegenüber einem wirklichen Dramaturgie-Konzept vorgeworfen.
Nachdem Wardley „The Smiler“ entworfen hatte, die Achterbahn mit den meisten Inversionen weltweit, hat er sich aus der Branche zurückgezogen. Nun gab er sein erstes Gespräch vor Fans als Rentner und spricht dabei bei einigen Themen auch mir aus der Seele – ganz vorne weg dem immer noch vorhandenen Mißverständnis zwischen einer Attraktion in Form eines „intensiven Erlebnisses“ und dem einer „wirklichen Reise“, bei der man wirklich etwas mitnimmt. Am meisten beeindruckt mich bei dem Gespräch, dass man sieht, dass die verschiedenen Designschwächen in Gesamt-Dramaturgie, Track-Layout und Stroytelling möglicherweise nicht immer was mit dem Designer zu tun haben – sondern mit der Tendenz der Branche, jedes Attraktionserlebnis auf ein Schlagwort als Unique Selling Proposition zu reduzieren – anstatt sich Gedanken über wirkliche Dramaturgie und Unterhaltung zu machen und dabei einfach die besten Mittel auszuwählen. Wardley sagt ganz korrekt, dass es einfach nicht darauf ankommen darf, den nächsten Rekord zu knacken. Attraktionen brauchen endlich wieder Inhalte. Bisher sind Disney und Universal wohl die einzigen, die hier zumindest hin und wieder noch für Überraschungen gut sind.
Das Gespräch ist für Freunde der Branche empfehlenswert und kann hier eingesehen werden (Link führt zu Youtube).
Weitere aktuelle Geschehnisse aus der Themenpark-Welt bietet übrigens auch das Gespräch über die Halloween Horror Nights (mehr Marketing, trotzdem interessant – mit John Landis!) sowie das schön gemachte Rückblicks-Video über die Neuigkeiten 2013 von der Euro Attractions Show. (Gerade die Diskussion mit John Landis ist absolut sehenswert – komisch und interessant. Sogar das Thema der „Interaktion in Erlebniswelten“ wird angesprochen!)