Okay, ab und zu muss während der Abschlussarbeit auch mal etwas Feldforschung sein. Diesmal als Thema: Spaßbäder und Narration. Zwei Elemente, die sich meiner Meinung nach nicht ausschließen müssen.
Da baut man also nun in Deutschland endlich ein Rutschenparadies mit einem (scheinbarem) Themen-Konzept: Es heißt ‚Galaxy‘, befindet sich in Erding und das Thema ist also der Weltraum – kombiniert mit zahlreichen Wasserrutschen. Klingt spannend, klingt nach Potential. Da muss ich hin. So geschehen am letzten Montag. Die Thematisierung lässt vom Weltraum am Ende aber nicht viel spüren. Zwar hängt hie und da mal ein Spaceshuttle an der Wand, das ist aber letztendlich auch nicht mehr als Corporate Design, und kein stringentes Konzept. Ich hätte mir eigentlich ein Spaßbad gewünscht, dass endlich auch den Themen- und Narrationsgedanken aufgreift. Ja, ich oute mich hier als Thematisierungs-Fan. Schließlich schreibe ich auch in meiner M.A. Arbeit darüber. Ich bin der Überzeugung, dass dies auch bei Spaßbädern sehr gut geht – auch mit kleinen Mitteln und etwas Grips – es muss ja kein Blizzard Beach oder Typhoon Lagoon werden. So ist das Galaxy nämlich tatsächlich nur eine Ansammlung an Rutschen, ein Vergnügungs- und Sportparadies, in dem man kurzzeitig seinen effekthaschenden Spaß hat, von dem am Ende aber nicht viel bleibt. Ein thematisiertes Erlebnis ist nun mal ein anderes – allein schon deswegen, weil es an Vorwissen anknüpft und somit auch emotionalisiert. Mein erster Gedanke bei Rutschenparadies und ‚Galaxie / Weltraum‘ war: Geil, jede Rutsche ein neuer Planet, der Rutscher ist der Weltraumpilot und muss sich den Herausforderungen stellen. Beim Weg im Rutschenturm spielt atmosphärische Musik und bei den Rutschen ertönt ein klassischer Countdown. Wenn sich das ganze finanziell sehr lohnt könnte man vielleicht sogar noch Bildschirme an den Rutschen aufhängen, die auf die jeweilige Rutsche einstimmen. Ein Commander z.B., der mir Hinweise gibt, was ich auf der jeweiligen ‚Mission‘ zu beachten habe. Gleich völlig neues Spaßbad-Niveau! Der Wild River könnte eine unwegsame Tour durch ein fremdartiges Dschungel-Gebiet sein, die Kamikaze ist ein Absturzsimulator und der Space-Glider simuliert einen wilden Weltraum-Flug (Bei den Speed-Strecken drönt mir dann die Stimme des Commanders entgegen, mich festzuhalten, weil jetzt die Hyperraum-Sequenz beginnt usw… Star Tours auf Wasser!). Von dem Druchfahren von Szenenblöcken zur Dramaturgie-Erzeugung will ich jetzt garnicht erst anfangen. Bei Weltraum wäre da praktisch alles drin (vom Weltraum-Flug bis zum Alien-Thema). Es gäbe tausende Möglichkeiten, hier ein mediales Ereignis einzuplanen. Gemacht wurde leider nichts. Nicht eine Rutsche hat eine musikalische Untermalung oder zumindest einen speziellen Effekt wie Projektionen, unerwartete Wasserfälle o.ä.. Für mich ist das verspieltes Potential. Ganz deutlich wird das, wenn man sich mal die Black Mamba ansieht. Da kauft man sich eine Black Hole Rutsche ein – also eine Rutsche mit einem schwarzen Loch Thema. Klasse, denk ich mir – schon wieder ne gute Möglichkeit für die Vermischung von Narration und haptischen Effekt. Das Thema springt einem beim Wort ‚Galaxy‘ doch förmlich ins Gesicht! Aber was machen die Jungs und Mädels: Sie bauen Lichter rein (!) und nennen sie plötzlich Black Mamba (!!). Ich habe keine Ahnung, was Schlangen im Weltraum zu suchen haben. Ich bleibe dabei: Wenn man den Sport- und Effektaspekt zurückgefahren und ein wenig mehr mit Thematisierung gearbeitet hätte, dann wird aus so ner Black Hole Rutsche gleich eine ganz andere Kiste, weil man sie in einem völlig anderen emotionalen Zustand rutscht. Natürlich wird es immer die Sportler und Rauhbeiner geben, die nur das Adrenalin und den Speed wollen – den kriegen sie ja auch. Aber wenn man einem Kind das Gefühl geben kann, gerade einem schwarzen Loch entflogen zu sein, dann ist das doch schon was anderes.
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