Mit großem Widerwillen hab ich die Veranstaltung von Dr. Daniele Ganser an der Uni Tübingen verpasst. Irgendwie hatte ich mich gefreut, dass er auch mal in Deutschland eine seiner (vielleicht nicht immer unumstrittenen) Vorträge zum Thema Staatsterrorismus, Feindbilder und 11. September hält. Ich persönlich halte es für ein Fortschungsfeld, das leider viel zu wenig untersucht wird.
Interessanterweise gab es tatsächlich auch an der Uni Tübingen Bestrebungen, den Vortrag von Ganser zu unterbinden. Ich habe mich schon lange gewundert, warum er nicht mal über seine Erfahrungen als „Geheimdienst“-Forscher berichtet – und genau diese Frage hätte ich ihm in Tübingen stellen wollen. Schließlich scheint er durchaus immer wieder angeeckt zu sein – etwas, das er aber bisher in keinem Beitrag durchschimmern ließ.
Doch das hat Ganser nun freundlicherweise rein zufällig genau dort selbst angesprochen: In einem Interview mit Ken Jebsen (eine übrigens ebenso umstrittene Person) spricht er auch genau über das Thema. Die Sache interessiert mich durchaus auch aus medienwissenschaftlicher Sicht, denn Ganser genießt eigentlich bislang ein sehr renommiertes Ansehen. Er war z.B. als Erdöl- oder Nato-Experte schon mehrfach auch in den Mainstream-Medien.
In letzter Zeit sehe ich ihn „leider“ primär auf Veranstaltungen unterschiedlicher extrem eingestufter Gruppierungen. Dabei sage ich bewusst nicht, dass diese Gruppierungen wirklich extrem sind -man mag z.B. von der Anti-Zensur-Koalition halten, was man will- und ich bin mir sicher, Ganser nimmt auch nur deswegen daran teil, weil er seine Ideologie der freien Meinungsäußerung und der freien wissenschaftlichen Debatte ohne Widersprüche verfolgt und für ihn eine Teilnahme noch lange ein Indossament bedeuet.
Ich persönlich finde, dieser Mut ehrt ihn – nur frage ich mich, ob es seiner Forschung, die ich ohne Zweifel für valide und äußerst wichtig halte, am Ende nicht schadet. Wer nicht mehr gehört wird kann noch so viel forschen – dann nützt es höchstens nur noch dem eigenem Ego, aber „schafft“ eben kein allgemeingültiges „Wissen“ in der Gesellschaft mehr. Genau diesen Prozess, wenn Bildungsarbeit durch Labelings mundtot gemacht wird und dadurch „Scheren im Kopf“ von Bildungsträgern und eine lücke im Diskurs entstehen, finde ich äußerst beobachtenswert und in gewissem Maße auch besorgniserregend: