Eine Fahrt mit einem car2go kostet 29 cent pro Minute. Damit unterbietet das Daimler-CarSharing die Drive-Now-Konkurrenz von BMW um 2 cent im Grundtarif. Ebenfalls positiv fällt auf: Eine Stunde ist auf 14,90 € gedeckelt, ein ganzer Tag auf maximal 59,00 €.
Eigentlich wäre car2go damit als Carsharer auch eine richtige Alternative für Leihwägen bei Ganztagesausflügen. Leider verhindert das Unternehmen dies durch eine Kilometerbegrenzung von nur 50 Kilometern. Danach wird eine Kilometerpauschale fällig, wodurch Ausflugsfahrten sofort wieder an Reiz verlieren. Dumm – denn eigentlich soll Carsharing ja dazu führen, eben zukünftig kein Auto mehr zu benötigen.
Unter 50 Kilometer ist alles im Fahrpreis inbegriffen: Benzin, Parkgebühren, Versicherung.
Ein weiterer Vorteil von car2go gegenüber DriveNow: Die Anmeldung klappt in Minutenbruchteilen auch an jeder Europcar-Stelle. Dafür stehen in den Filialen sogar spezielle Automaten. Man muss auch keinen Führerschein als RFID-Schleuder mißbrauchen – car2go hat eine eigene Mitgliederkarte, die zum Aufschließen des Autos genutzt wird. Bei DriveNow musste ich damals erst mal durch die halbe Stadt, bis ich eine Sixt-Filiale gefunden hatte, die noch RFID-Aufkleber führte. Die Wartezeit betrug dabei am Bahnhof rund 45 Minuten, bevor ich zum Ostbahnhof weiter geschickt wurde. Insgesamt dauerte die Anmeldung bei Drive-Now mit Hin- und Herfahrerei und Warterei bei mir rund 1,5 Stunden. Sind danach nicht alle Anmeldeformalitäten erledigt, wird man zudem im schlimmsten Fall wieder heimgeschickt, weil eine Vervollständigung vor Ort im Gegensatz zu car2go zumindest damals noch nicht möglich war.
Zudem ist car2go bei der Anmeldung 10 Euro günstiger als DriveNow – derzeit ist die Anmeldung in München sogar vollständig gratis. 30 Freiminuten gibt’s noch oben drauf. Außerdem finde ich die Webseite deutlich aufgeräumter als die von DriveNow.
Guter Ersteindruck also. Nun aber zu car2go in der Praxis.
Samstag – ich will auf’s Filmfest. Auf dem Programm steht: Tickets kaufen, einen Film sehen und einem Vortrag von Alejandro Jodorowsky und Nicolas Winding Refn lauschen. Mit meinem Fahrrad ist das eine Fahrt von ca. 5 Minuten. Der Vortrag beginnt um 16 Uhr. Um 15:05 Uhr verlasse ich das Haus und prompt beginnt ein gehöriger Dauerregen. Ich lasse also mein Rad links liegen – schließlich habe ich mir erst 4 Stunden vorher die neue car2go-Member-Card abgeholt.
Ich öffne also meine Mobility-Map auf dem Handy und suche nach einem car2go. Erste Ernüchterung: Das nächste Auto ist einen Kilometer von mir entfernt. Zur Rechtfertigung: Selbst Drive-Now ist derzeit nicht in Reichweite. So etwas ist mir vorher noch nie passiert. Sind die alle grad auf Einkaufstour? Wie auch immer: Da die Fahrt mit dem MVV aber riskant lange dauert und ich mit dem car2go näher an den Gasteig parken kann, gehe ich die Strecke eben durch den Regen Richtung Auto.
Das Aufschließen funktioniert so wie bei allen Carsharern, die ich teste: Karte auf die Windschutzscheibe, Auto prüft die Daten und öffnet dann die Tür. Bei car2go fährt man ausschließlich mit Smarts – eine Großfamilie braucht man damit also nicht befördern. Hier hat Drive-Now ohne Zweifel mit 1er BMWs und Minis die attraktivere Flotte.
Beim Einsteigen wird man mittels Sprachausgabe begrüßt – etwas, dass mir bei Drive-Now bislang abgegangen ist. Ich hoffe, Sprachführung findet demnächst in allen Carsharing-Angeboten Einzug. Im Gegensatz zum Mini gibt’s in den car2gos einen Schlüssel, den man ins Zündschloß steckt. Ebenfalls unterschiedlich: Es wird scheinbar nur mit Automatik gefahren. Doch zuvor muss man seine PIN eingeben.
Und da nimmt das Unheil seinen Lauf: Ich bin eigentlich bei der Selbstvergabe von PINs ziemlich vorsichtig und merke mir meine PIN wirklich sehr genau. Doch mein car2go entscheidet sich nach einiger Zeit, dass meine PIN nicht stimmt. Merkwürdig. Keine Verbindung zum Server? Doch ein Zahlendreher? Ich probiere es die mir verbleibenden zwei Mal trotzdem, schließlich muss ich so schnell wie möglich zum Filmfest – eigentlich will ich schon längst dort sein.
Nach der dritten Eingabe beschließt das Auto, mich wieder auf die Straße zu setzen. Na dankeschön! So stelle ich mir Carsharing vor. Als Alternative zeigt mir das Display an, eine Service-Rufnummer anzurufen und dort mit dem Personal zu sprechen, welches dann meine PIN entsperren kann (wieviel Sinn das macht, wenn sie scheinbar eh nicht funktioniert, weiß ich nicht). Eigentlich erwarte ich, dass mich das System von sich aus mittels Freisprecheinrichtung mit ihren Mitarbeitern verbindet, diese so schnell wie möglich für mich das Auto freischalten, damit ich fahren kann und ich nicht überteuerte Handygebühren zur Nutzung eines Autos abdrücken muss. Ich überlege kurz, auf den roten Button mit der Aufschrift „SOS“ zu drücken; da ich aber keine Ahnung hab, ob ich damit nicht irgendeinen *wirklichen* Notfall melde, steige ich frustriert aus.
Obwohl ich mit dem Auto keinen Kilometer gefahren bin und mich noch nicht mal mit meiner PIN authentifiziert habe, hat mir car2go meine „Probierzeit“ im Wagen voll in Rechnung gestellt. Da frage ich mich ehrlich gesagt schon, warum ich überhaupt eine PIN eingeben soll, wenn die Membercard zum Öffnen und Buchen von Mietzeit als Authentifizierung völlig ausreicht.
Überhaupt ist das für mich bislang die größte Unverfrorenheit von Carsharern: Die Mietzeit beginnt scheinbar immer ab Öffnung der Tür. Wer sich längere Zeit sammeln muss, zahlt also entsprechend mehr. Hier würde ich mir wünschen, dass bis zum Starten der Zündung wirklich eine kostenfreie Übergangszeit gewährt wird. Das sollte eigentlich auch im Interesse der Carsharer sein, da so die Nutzung des Autos eben sehr gehetzt erfolgt: Jeder möchte so schnell wie möglich los fahren. Das Untersuchen von Vorschäden, Sauberkeit oder das Einstellen von Sitz und Rückspiegel zur besseren Fahrsicherheit wird zur Kostenfalle. Eindeutig negativ!
Wie geht die Geschichte also weiter?
Dazu morgen!
Wenn ich mich nicht täusche hat car2go heute die verbrauchten Minuten wieder gutgeschrieben. Ein zweiter Test bei einem anderen car2go hat dann auch problemlos geklappt. Vielleicht wirklich nur ein Einzel-Ausfall?
Oder prompte Reaktion auf deinen Artikel? 🙂
Denkbar, aber dann hätte ich mir eine Kommentar-Ausschlachtung im Blog erwartet. 🙂 Oder die NSA hat’s für mich gefixt.
Okay, keine Gutschrift: Die haben einfach trotz Freiguthaben jetzt mein Konto belastet!