Basti-Sparfuchs Nähkästchen: Spartricks bei Bahntickets (1)

Heute mal was zum Thema: „Geld sparen bei der Bahnfahrt“.

In der Regel wird man bei der Bahn versuchen, einen günstigen Sparpreis zu finden oder/und einen der zahlreichen Gutscheine einzulösen. Doch nicht immer haut das hin. Aktuelles Beispiel hier: Die horrenden Zugpreise an Weihnachten. Jeder möchte wohl nach Hause und gerade am Wochenende ziehen die Preise kräftig an. Möchte man z.B. am 19.12. von Köln nach München fahren kostet der Spaß regulär 142 Euro einfach, selbst als Sparpreis wird man noch 90 Euro los, sofern man nicht eine quälend lange Verbindung wählt. Und noch dazu hat man Zugbindung.

Wer hin und zurück möchte kann da je nach Zeit gleich mal mit 130 bis 200 Euro rechnen – selbst beim Sparpreis. Wer sehr kurzfristig dran ist, krieg den Sparpreis dann häufig gar nicht mehr und mit etwas Glück vielleicht noch in der ersten Klasse. Kurz: Die Sache wird ziemlich unattraktiv und richtig teuer. In unserem Fall wollen wir von München nach Köln und zurück. Fernbusse sind quälend langsam, Auto nach Köln ätzend (und auch nicht so schnell wie der Zug) und der Billig-Flug mir AirBerlin braucht meist noch ein weiteres ÖPNV-Ticket, wird also auch nicht unbedingt günstiger. Zudem hat man auch hier eine Flug-Bindung.

In solchen Situationen greife ich gerne auf die kaum bekannten RIT-Tickets zurück. RIT steht für „Rail Inclusive Tours“. Es handelt sich dabei quasi um „Freitickets“ die es erlauben, zu einem bestimmten touristischen Ziel zu fahren. In der Regel sind das Hotels. Die Wahl des Zuges spielt dabei faktisch keine Rolle (von Sonderzügen wie Schlafwägen mal ausgenommen). Es gibt auch keine Zugbindung. Wichtig ist nur, dass man ein RIT-Ticket hat und eine Bestätigung für die Unterbringung im Hotel.

In unserem Fall war es ein günstiges Hostel wo das Zimmer und Frühstück regulär 20 € kostete. Der Aufpreis für das RIT-Ticket waren dann 93 Euro. Effektiv kostet also eine Fahrt 46,50 €. Wer eine Bahncard hat, kriegt’s bereits ab rund 40 Euro. 1. Klasse ist gegen Aufpreis möglich aber meist recht teuer. Aber so exakt lässt es sich eh nicht immer rechnen, denn die Sachen sind im Prinzip eine Mischkalkulation und immer im Paket zu zahlen (bei uns also 113 €). Das Hotel ist auch nicht stornierbar – die Tickets gehen nur in Kombination mit dem Zimmer.

Das ist schon mal eine ganze Ecke billiger als das günstigste Sparpreis-Ticket, aber es gibt noch deutlich mehr Vorteile: Die Tickets haben keine Zugbindung, sind also de-facto Normalpreis-Kompatibel. Jeder Zug kann für die Fahrt zum Hotel und zurück genutzt werden, auch die sonst sehr teuren Verbindungen. Und im Gegensatz zu Sparpreisen lassen sich diese Tickets meist auch noch kurz vor knapp buchen – Partnerhotel-Kapazität vorausgesetzt – was bei mir noch nie ein Problem war, aber die Preise der angebotenen Hotels schwanken natürlich immer ein wenig. Großer Vorteil, wie ich finde: Wenn bei unserer Gruppe jemand früher oder später abreisen will, kann er das, denn in dem Fall hat jeder sein eigenes RIT-Ticket. (Wer Doppelzimmer bucht, muss gemeinsam auf ein RIT-Ticket).

Es kommt aber noch besser: Das Ticket ist einen ganzen Monat lang gültig. Die Gültigkeit beginnt einen Tag vor Ankunft im Hotel und endet nach einem Monat. In dieser Zeit muss man an- und abgereist sein. Es ist kein Problem, seine Reise zwischendurch zu unterbrechen. Die Hin- oder Rückreise darf aber jeweils nur 2 Tage dauern (also sind nur 2 weitere Übernachtungen in anderen Orten erlaubt, wenn man denn Zwischenstopps machen möchte). Man hat aber damit auch die Flexibilität, den Aufenthalt am Zielort zu verlängern und erst später zurück zu fahren, so lange es innerhalb von einem Monat ist. So ist auch die Heimreise zum „Hotel Mama“ zum günstigen Preis kein Problem, wenn man ein Hotelübernachtung vorher einplant. All das sind Exklusivvorteile, die sonst nur Normalpreisbuchern zu Gute kommen – und trotzdem sind die Tickets häufig günstiger als der günstigste Sparpreis.

Was wiederum nicht erlaubt ist sind Hin- und Rückreise an einem Tag. Das ist auch nur verständlich, schließlich wurde das Ticket im Rahmen einer Übernachtung gebucht. Zugverspätungen werden bei RIT-Tickets außerdem nicht erstattet, da es sich um einen Paketpreis handelt. Auch muss bedenkt werden, dass die Übernachtung Teil des Pakets ist. Sie darf also nicht verkauft werden und Buchungen nur der Fahrt wegen sind „nicht gern gesehen“. Andererseits: Wenn man schon mal ein Hotelzimmer und Frühstück dabei hat, warum sollte man es nicht auch nutzen? Und zwingen, im Hotelzimmer zu schlafen, kann einen natürlich auch niemand. Die RIT-Tickets sind übrigens bei mir nicht namensgebunden, das Hotelzimmer natürlich schon.

Ich habe unsere Tickets jedenfalls diesmal über DerTour gebucht. Dort nennt sich das Paket „Bahn & Hotel“. Ein ähnliches Angebot hat Ameropa. Bei guten Hotels, kurzen Reisewegen oder längeren Aufenthalten waren die manchmal attraktiver, bei kürzeren Aufenthalten aber langen Anreisen hat bei mir meist DerTour gewonnen. (Mit dem DerTour-Feature „Bahn Plus“ sind (sofern angeboten) Sitzplatzreservierung, City-Ticket (für den ÖPNV) und Snacks im BordBistro inklusive – ich hab aber nicht so genau rausgefunden, für welche Verbindungen das wann gilt). Rechnet man das alles mal zusammen, sind das äußerst günstige und bequeme Reisepakete, die absolut in jeder Reiseplanung berücksichtigt werden können.

Hier mal so ein Rechenbeispiel:

Man bucht mit DerTour ein RIT-Ticket von Freilassing nach Hamburg und zurück (also gut 1.800 Kilometer). Die Übernachtung erfolgt in einem günstigen Hostel. Preis: 108 Euro (wer ein Einzelzimmer will, legt 23 Euro drauf). Das ist in etwa der Preis, den ein herkömmliches Sparticket bereits einfach dorthin kostet. Mit dem RIT-Ticket gibt es keine Zugbindung und die Reise darf 2 Tage dauern, so kann man die Reise z.B. in München, Würzburg, Kassel oder Hannover unterbrechen und dort auch noch eine Nacht verbringen. Zwischenstopp im Palm Beach in Nürnberg? Warum nicht! Bereits in Fulda aus- oder in Ingolstadt einsteigen, weil da der Opa wohnt? Nicht verboten. Kurzer Ausflug in den Heide Park zwischen Hannover und Hamburg? Klar, die RIT-Tickets gelten auch im Nahverkehr und bei den meisten Drittanbietern.

Von Flensburg nach München und zurück nach Flensburg kostet Bahn und Hotel bereits ab 113 Euro (knapp 2000km), von Konstanz nach Berlin und zurück (1.600km) fährt man für 107 Euro. Alles immer mit günstigen Hotelzimmern oder Hostels, wobei höhere Kategorien gegen Aufpreis selbstverständlich kein Problem sind. Allerdings: Nicht jeder Ort hat RIT-Hotels im Angebot. Meist beschränken sich die günstigen Angebote auf Großstädte wie München, Berlin, Köln, Düsseldorf oder Hamburg. Für Kleinstadtreisen macht RIT häufig nicht mehr so viel Sinn. Rein theoretisch könnte man sich ein Großstadt-Hotel „hinter“ dem gewünschten Ort buchen, so dass man mit dem Zug auf der Reise zum touristischen Ziel durch seine heimliche Destination fährt und verführt aussteigt und dann das Zimmer nicht antritt.  Solche Tricks sind bei RIT aber nicht zugelassen, wenn auch für die Bahn sicherlich schwer zu kontrollieren. Ob die Reisebüros es machen, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Bei dresden.de gibt’s übrigens eine gute Zusammenstellung der wichtigsten Fragen dazu.

Und natürlich kommt das Auto, wie immer bei größeren Gruppen, insgesamt ein wenig billiger. Andererseits hat der Fahrer dabei natürlich auch immer die A-Karte und die Umweltquote ist schlechter. Von daher sind solche Tickets für meine Tourenplanung durchaus immer im Bereich des möglichen und hin und wieder auch sehr sinnvollen… Und beim nächsten Beitrag geb ich euch noch einen Tipp, wie man bei der Bahn kostenlose Freifahrten erschnorren kann… 😉

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