Euronet ist Betreiber von über 1000 Geldautomaten in Deutschland und hat vor kurzem mit einem riesigen Rollout gefühlt halb Giesing mit freistehenden, mobilen Geldautomaten vollgepflastert, so auch direkt vor meiner Haustür (und noch ein paar weitere ein paar Hundert Meter weiter). Mein erster Gedanke war, dass die jetzt Geld mit direkten Kundenentgelten verdienen wollen, welche Automatenbetreiber von ihren Kunden (zusätzlich zu den Bankgebühren) seit Kurzem auch bei Kreditkarten verlangen dürfen (so wie z.B. in Thailand oder USA). Aber in den einschlägigen Kreisen hieß es dann, die Automaten seien schon allein durch die Kreditkartengebühren deckungsfähig – und die übernehmen bei Direktbanken wie DKB oder Diba bekanntermaßen die Banken. Bargeldabhebungen müssten also auch am Euronet-Automaten gratis sein.re ja ne feine Sache, weil für mich viel näher an der Haustür. Also mal eben getestet!
Tatsächlich ist die Abhebung mit entsprechenden Visa und Mastercard gratis (bezogen auf ein zusätzlichen Direktentgelt). Auch in den Bedingungen steht nichts von einem zusätzlichen Automatenentgelt für Kreditkarten-Kunden. Vermutlich will man also tatsächlich über die Direktbank-Nutzer Geld verdienen. Dafür spricht auch, dass der Automaten bankspezifische Informationen einblendet, sobald er die Karte ausgelesen hat. So erhalten beispielsweise DKB-Kunden den Hinweis, dass man mit der DKB-Karte seit diesem Jahr mindestens 50 € abheben muss, sofern man kein u18-Konto hat. Das hat direkt Servicequalität. Außerdem rotieren auf dem Bildschirm Werbeanzeigen, den Automaten mit Bezahlkarten unterschiedlicher Institute zu nutzen, derzeit vor allen Dingen die IKEA-Karte der IKANO Bank.
Ich finde das Konzept erstaunlich, wenn man bedenkt, dass Sparkassen und andere Banken ihre Automaten schon mal proaktiv für VISA sperren, um die Direktbankkunden nicht weiter zu bedienen. Wenn das Geschäft damit aber schon so tragfähig ist, dass Euronet solche Automaten in der ganzen Stadt aufstellt, dann fragt man sich schon, wie rentabel diese Banken überhaupt arbeiten.
Ebenfalls auffallend: Die Automaten sind mit einem Kontaktlospad ausgerüstet. Eine Funktion konnte ich damit noch nicht feststellen und die Position erscheint mir extrem diebstahlgefährded. Man muss seine Karte über das Kontaktlospad in den Schlitz stecken. Dabei kommt man dem Pad so nah, dass es problemlos unbemerkt Kontaktloszahlungen ausführen könnte. Das ist vermutlich nur noch eine Frage der Zeit, bis gewiefte Hacker da mal eines austauschen. Vorsicht!
Eine weitere Einnahmequelle nutzt Euronet weiterhin, nämlich DCC. Das betrifft erst mal nur Karten, die nicht in der Eurozone herausgegeben wurden (aber ggf. trotzdem in Euro abrechnen, z.B. Kreditkarten britischer Unternehmen wie Revolut, Neteller, Curve usw…). Der angebotene Kurs ist Wucher! Für meine 50 € Abhebung wollte der Automat mir statt dessen 50,77 Pfund (über 55 €!) in Rechnung stellen. Sowas nimmt natürlich kein gesunder Bürger an, aber der ein oder andere Touri verklickt sich sicherlich mal.
Summa Summarum: Wenn das so bleibt ist das für Direktbank-Kunden mit kostenloser Abhebemöglichkeit zweifelsohne eine tolle Offensive…