Das BayernTicket wurde zum Fahrplanwechsel auf satte 25 € für die erste Person und 6 € für jede weitere Person erhöht. Damit ist das BayernTicket schon deutlich teurer als die vor einiger Zeit neu eingeführten 19-€-ICE-Tickets. Eigentlich pervers. Zumindest für Münchner ist das Ticket damit mehr als unattraktiv geworden, denn von der bayerischen Landeshauptstadt aus gibt es zahlreiche Regio-Alternativen, die aber von vielen bislang kaum genutzt werden. Ein paar Beispiele:
- Wer z.B. in den Südwesten von Bayern will kommt mit dem Regio-Ticket Allgäu-Schwaben für 20 € (1. Person, max. 5) von München bis nach Ulm, Oberstdorf oder Lindau.
- Bis nach Passau kommt man von München mit dem Regio-Ticket Donau-Isar zum gleichen Preis. Ebenfalls für 20 € gibt es die Regio-Tickets München-Nürnberg.
- Für nur 18 € gehts von München aus in den Osten Bayerns mit dem Südostbayern-Ticket, das übrigens via Mühldorf auch bis Passau gilt und damit nochmal günstiger ist das als Donau-Isar-Ticket (dürfte aber auch länger dauern). Außerdem kostet jeder weitere Mitfahrer dort nur 5 €.
- Den südöstlichen Alpenraum bedient ja schon seit längerem die BOB mit einem 5er-Gruppenticket von nur 35 €. Das macht einen Personenpreis von bis zu 7 € (zum Vergleich: Das Bayernticket schlägt dort nun mit rund 10 € pro Person zu). Für den Meridian Richtung Salzburg und Kufstein ist das Guten-Tag-Ticket bislang mit 21 € für die 1. Person ebenfalls günstiger als das BayernTicket – allerdings fehlt hier der MVV. Man muss also bis zum Bahnhof ein weiteres Ticket lösen.
- Wer schließlich von München aus in den Süden Bayerns will fährt mit dem Werdenfels-Ticket den restlichen Alpenraum ab. Hier wurde der Preis leicht angehoben. Ich kann mich noch an 19 € für die 1. und 4 € für jede weitere Person erinnern. Jetzt sind es auch hier 20 € + 6 €. Trotzdem spart man dadurch noch gegenüber dem BayernTicket. Unschlüssig ist sich die Bahn scheinbar noch, wieviel der Zuschlag für die Regionalbahn bis Innsbruck kostet. Auf der Webseite heißt es: 4 € mehr pro Person, auf der Übersichtsseite sind es dann 3 € mehr für die erste und 2 € mehr für die zweite und beim Online-Kauf sind es dann 4 € für die erste Person und 0 € Aufpreis für jede weitere (was wohl ziemlich sicher ein Bug ist, wer also günstig nach Innsbruck will, hat jetzt noch gute Karten). 😉 Der Aufpreis für die Fahrt bis Innsbruck ist über das BayernTicket übrigens nicht möglich, auch dort schauen also BayernTicket-Fahrer in die Röhre. Ich bin mir recht sicher, dass das alles nur eine Antwort auf die Flixbusse ist, die seit längerem München mit Innsbruck verbinden.
Kurzum: Sofern man nicht quer durch Bayern fahren oder verstärkt die Münchner U-Bahn nutzen muss (S-Bahnen sind in den meisten Regiotickets integriert, der gesamte MVV hingegen in der Regel nicht), fährt man von München aus über die regionalen Tickets besser. Für Nordbayern gibt es vergleichbare Angebote von Nürnberg aus Richtung Norden.
Dumm aus der Wäsche schauen alle anderen Bahnkunden, die über München hinaus irgendwo hin müssen (wie z.B. in unserem Fall, wenn Leute aus Augsburg über München in die Berge fahren). Für diese lohnt sich die Kombination aus zwei Regionaltickets natürlich nicht, also wird man dort auf die überteuerten BayernTickets zurückgreifen müssen. Möchte man also z.B. von Augsburg nach Innsbruck fahren, muss man sich schon genau überlegen, ob man ein reguläres Ticket bis zum Beginn des Werdenfels-Tarifverbundes löst und dort dann mit dem Werdenfels+Innsbruck-Ticket weiterfährt, oder ein BayernTicket und dann ab Mittenwald ein ÖBB-Ticket löst (was für Münchner wiederum kein Problem wäre (obwohl sie es dann nicht brauchen), weil die Ticketautomaten hier auch den ÖBB-Tarif führen, in Augsburg soviel ich weiß aber nicht – man dort also dann das Ticket z.B. online kaufen müsste).
Schuld an der Misere dürfte auch die starke Auslagerung der Streckennetze in eigenständige Regionalbahnunternehmen sein, die ihr eigenes Stückchen vom Regionalverkehrs-Ticketverkauf abschneiden möchten. Angesichts der Tatsache, dass wir eigentlich die Privilegierung von zentralen Städten gegenüber dem Land abbauen und damit das Gefühl des „abgehängt“ seins mindern wollen, sind solche Billig-Tickets mit München und Nürnberg als die zentralen Hubs und der gleichzeitigen Erhöhung für das bayernweite Ticket glaube ich keine so fördernswerte Idee.
Was für ein wirres Preissystem. Wenn ich als Fahrgast fünf Euro mehr für eine Verbindung zahle, weil ich die Möglichkeit des Regio-Tickets nicht kenne, dann ist das ärgerlich. Wie soll man als Gast aus anderen Bundesländern oder aus dem Ausland da durchsteigen?