Zwei Sachen fand ich heute gesellschaftspolitisch spannend.
Zum einen das Resümee zur Ukraine-Berichterstattung aus Protokoll 582 des Programmbeirats (PDF hier). Dass bei der Berichterstattung tendenziös (um nicht sogar zu sagen, verleumderisch) gearbeitet wurde, hatten schon viele angemerkt. Es wirkte so, als seien auch die öffentlich-rechtlichen Sender, allem voran DAS ERSTE, zu einem Propaganda-Instrument des Westens verkommen. Ob es pure Faulheit, Blödheit, Respektlosigkeit oder Druck von Außen war, lässt sich jetzt nicht mehr zweifelsfrei feststellen.
Fakt ist am Ende wohl nur, dass viele Zuseher mit einem falschen Bild der Sachlage abgespeist wurden. Für mich persönlich wiegen solche Vorfälle umso schwerer, wenn gerade in Krisen- und Kriegszeiten die Bevölkerung in eine bestimmte Richtung aufgemischt wird, denn eine einmal eingeschlagene Beurteilung einer Sachlage ist nur äußerst schwer wieder zu revidieren: Ist noch keine Meinung vorhanden setzt sich die erste am stärksten fest. In diesem Fall war es: „Der Russe ist der böse.“ Ähnliche Beispiele habe wir z.B. auch nach 9/11 beim Afghanistan-Krieg gesehen, wo völlig distanzlos jede Solidarität mit Amerika kommuniziert wurde, egal welche Grausamkeiten am anderen Ende der Entscheidung standen. Es dauerte Jahre, bis Amerika wieder für seine Entscheidungen kritisiert werden durfte.
TV-Berichterstatter müssen in meinen Augen begreifen, dass sie als mögliche Kriegstreiber ebenso zur Verantwortung für Kriegsverbrechen gezogen werden können, wenn sie durch ihr distanzloses oder gar tendenziöses „PR-Gebrabbel“ den entsprechenden Zustimmungs-Nährboden in der Bevölkerung geschaffen haben. Statt dessen hat man manchmal das Gefühl, dass eher der vorauseilende Gehorsam oder die Quotegier überwiegt und völlig reflektionslos gearbeitet wird, was die eigenen Wörter oder (Falsch-)Berichte im TV bewirken können.
Schön, dass es der Programmbeirat ähnlich sieht. Das Protokoll beginnt mit den Worten:
Der Programmbeirat kam aufgrund seiner Beobachtungen zu dem Schluss, dass die Berichterstattung im Ersten über die Krise in der Ukraine teilweise den Eindruck der Voreingenommenheit erweckt hat und tendenziell gegen Russland und die russischen Positionen gerichtet war. Engagement und Einsatz der Reporter/innen vor Ort sind in hohem Maße anzuerkennen. Jedoch sind in der Recherche – die vor Ort meist nur unzureichend geleistet werden könne – wichtige und wesentliche Aspekte nicht oder nur unzureichend beleuchtet worden, obwohl sie für ein Urteil über die Situation essentiell gewesen wären. An vielen Stellen wurde nicht ausreichend differenziert. Doch gerade in solch schwierigen Gemengelagen muss soweit wie möglich und um ein ausgewogenes Urteil zu ermöglichen, auf möglichst hohe Vollständigkeit geachtet werden.
Die zweite Sache, die mich ehrlich gesagt eher ein wenig schockierte, war die „The Moment of Truth„-Veranstaltung von KimDotCom, die bereits vor einigen Tagen in Neuseeland abgehalten wurde. Warum? Schaut einfach hier selbst (Beginn des Panels bei Minute 22, bei Minute 59 kommt nochmal ein WTF?-Moment).