Am Samstag hab ich Rampage 2 von Uwe Boll gesehen – mit anschließender Q&A mit Boll selbst. Auch wenn der Film rund um den Amokläufer Bill Williamson deutlich kammerspielartiger war wie Teil 1, war ich trotzdem herausragend unterhalten. Alle meine Helden in einem Film: Julian Assange, Edward Snowden und Uwe Boll höchstselbst (als Chef eines TV-Senders – zum brüllen!) ;-). Gerade sein Cameo gibt dem Film eine schön satirische Note. In einer Szene verliest Bill eine Hassrede über den Äther eines TV-Sender. Wenn man weiß, dass es de facto Uwe Bolls Hassrede ist, dann muss man schon ziemlich schmunzeln, wenn man im Anschluss Uwe Boll selbst (!) vor dem Fernseher sieht, wie er die Rede ansieht und dann (schlecht nachsynchronisiert) sagt: „Der hat voll Recht!“.
Wie immer hat Uwe auch nach der Vorstellung kräftig „rumgeb(p)olltert“ und seine politische Meinung kund getan. Mir gefällt seine Art weiterhin und es gab wie immer viel zu lachen (und auch ein wenig zum aufregen).
Das Gespräch über seine Beweggründe für den Film, das Gehalt von Brendan Fletcher, die Ängste von Ben Kingsley, der Mißbrauch von CGI-Rechnern für Bitcoin-Trading, die neue VFX Cloud, der kanadische Waffenschein und warum dieser Blogbeitrag quasi als späte Gerechtigkeit für Boll so heißt wie er heißt, findet ihr in diesem Mitschnitt – viel Spaß:
Na ja. Willkommen beim Film, so ist das, und nur wenige trauen sich, den Mund aufzumachen. Einige Gedanken zu, natürlich imho. Michael Madsen ist imho keiner, der darstellerisch einen Film trägt, er kommt am besten in Nebenrollen wie bei „Species“ oder „Thelma and Louise“- der Monomacho, der sich selbst spielt. Aber: Lead Characters heissen ja nicht umsonst so. Und entgegen weit verbreiteten Irrtümern ist es nicht das Script, das einem Schauspieler den Lead gibt, sondern seine Performance am Set, seine soziale Kompetenz, seine Kreativität- ergo: Teamarbeit! Gleiche Augenhöhe. Da entsteht, mit Schnitt und Postpro, der besondere Vertriebswert, die entertainment values, da gehts dann auch Script kurzfristig situativ anzupassen und Ideen hinein zu nehmen. Aber Irrtümer beim Cast passieren auch den Besten. Uwe Boll ist offen, mutig, und ehrlich, und das sieht nach außen hin immer hemdsärmelig aus. Das ist beim Film rar. Mir persönlich ist das lieber als eine verlogene, affektierte Etikette. Übrigens ist Ridley Scott ähnlich direkt. Der kriegt das fertig, am Set zum Hauptdarsteller zu sagen: Shut the fuck up, just do it the way I want it. Der kriegt das fertig, die Studioproduzenten seines Films als unerfahren und fundamental dumm zu bezeichnen- öffentlich, im running commentary seines eigenen Films. Intern gehts eben zur Sache. Ohne arrogant rüberkommen zu wollen: ich würde Uwe Boll allerdings ein geschickteres Händchen bei der Inzenierung der Szenen wünschen- das ist alles. Andererseits: Es ist eine Kunst, in einem gigantischen, ignoranten, arroganten, tendenziell rassistischen und nationalistischen, heterogenen, per se wahnhaften Flohzirkus wie der Filmindustrie geradeaus zu denken. Film/Video/TV als machtvolles Publikumsmedium zieht die Jerks, White-Collar-Gangster, Assholes und Maniacs an wie ein Magnet. Da bleiben für Macher manchmal nur Vertrieb und Finanzierung als rationale Orientierung. Das ist für egozentrische Schauspieler, die sich pampern und anheuern lassen, intellektuell nicht nachvollziehbar. Da hat auch Til Schweiger ne Menge gelernt, als er die andere Seite des Schreibtisches erforscht hat. Laßt es uns klar sagen: amerikanische Actors haben es leicht populär zu werden, weil die heimische Infrastruktur, die Promotion und der Vertrieb da ist. Handwerklich sind sie , verglichen mit europäischen Schauspielern, oft nur zweite Wahl. Dort verläßt man sich bei TV auf den Writer, und beim Film auf den Regisseur. gegenbeispiel:Man braucht sich bloß mal die Schweden anzuschauen. Die haben in L.A. einen Club aufgemacht und spielen die American dreamers aus der heimischen TV-Schule in jeder Rolle im Halbschlaf an die Wand, wenn man sie lässt, und liefern für jeden take aus dem Stehgreif 5 Alternativen. Mein Tipp an Uwe Boll, auch ungefragt: das Drehbuch vielleicht in der letzten Version zusammen mit dem Hauptdarsteller schreiben- was voraussetzt, daß er welche wählt, die lesen und schreiben können. Und hey….vielleicht ein bißchen mehr auf starke Frauen setzen. Was ist ein Macho ohne seine Mama?