Ein indo-italienisches Nationalgericht, für das ich gestern extra zum Schiersteiner Hafen in Wiesbaden gefahren bin – dem einzigen Koch, der dieses exquisite Rezept wie aus dem FF beherrscht.
Besonders wichtig ist dabei die richtige Sämigkeit der Sauce, die aus den blauroten Tomaten der Avocado-Tiefebene gewonnen werden. Sie ist integraler Bestandteil des eintopfartigen Gerichts, das nur mit Hilfe einer speziellen Spritzgußform der Kijiji-Indo-Indianer erreicht wird. Der Koch ist dabei gezwungen bis zum Ausgeben der in Brunftteig eingerollten Falatah-Blätter (die in der Sauce vorher angedünstet wurden und mit Hilfe unterschiedlicher Ober- und Unterhitzestufen ihr volles Aroma entfalten) die Sämigkeit durchgehend durch ständiges Wenden und Umrühren in der Gußform aufrecht zu erhalten.
Beim Ausgeben ist dann noch der Klang beim Auftreten auf den Teller zu beachten. Ein „pffft“ signalisiert, dass die Falatah misslungen sind. Ein ordentliches „blub“ oder „squirt“ zeigt hingegen ein vollmundiges Gericht an. Nur dann haben die Falatahs ihre Samensproßen verloren, die ansonsten zu unangenehmen Brechreizen führen können.
Im letzten Schritt muss nun noch die Teigtasche auf dem Teller des Gastes filletiert werden. Dabei schäumt die Sauce kräftig nach oben und ergibt damit das unverwechselbare Bild des Nationalgerichts, das jeden Gourmet-Kenner sofort das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt:
Da die Kijiji-Indianer fest davon ausgehen, dass sie mit ihrem Essen auch Teile der Mutter Natur in sich vereinen und ihre Religion besagt, dass der Mensch von Wanderschildkröten abstammt, gilt es als besonders gelungen, wenn die Form des Kijiji-Falatah beim Ausgeben auf die Teller die eines ausgewachsenen Schildkrötenhirns entspricht. Eine solche Form verspricht Fruchtbarkeit und eine gute Verdauung. Aber auch andere Formen werden vor dem Essen gerne in einer Art „Kaffesatz“-Lese-Zeremonie für den Gast gelesen. Ergibt das Kijiji-Falatah dabei die Form eines halb angebissenen Apfels, darf der Gast das Essen nur fortsetzen, wenn er vorher die rund 30-Seitige Einverständniserklärung des Kochs gelesen und unterschrieben hat.
Da das Gericht heiß und scharf gegessen werden muss, ist es nach Tradition des Kijiji-Stammes üblich, dass nur mit Bambusröcken und pinkfarbenen Stirnbändern bekleidete Indianerfrauen den Gästen immer frischen Wind zufächeln (leider ohne Foto) und bei Bedarf frischen Ananassaft (Jahrgang 1997) oder Elefantmilch-Nektar nachschenken. Servietten sind beim Essen selbst nicht erwünscht. Kleckert man sich dennoch an oder bleiben Teile der Blätter (wie bei mir) im Bart oder der Wange des Gastes hängen, ertönt vom Gerichtmeister (der den Essensvorgang fortlaufend überwacht) eine aus Gecco-Knochen gefertigte Klingel. Das Essen wird unterbrochen und das angesaute Kijiji-Falatah von den fechelnden Naturschönheiten umgehend in Kreisbewegungen vom Körper geleckt (Herpesträger müssen sich hierfür allerdings im voraus anmelden). An der abgeleckten Stelle malt die Dame dann mit Chlor-Kautschukfarbe ein Herzchen. Wer die meisten Herzchen hat, erhält am Ende eine Zigarre (warum hab ich nicht verstanden).
Kein Zweifel: Erlebnisgastronomie aller erster Güte! Von der Zubereitung bis zum aromatisch-bitterherben Abgang war das vermutlich das beeindruckendste Gericht, das ich jemals am Schiersteiner Hafen gegessen habe. Danke!
(Danach haben wir uns noch das EM-Finale angeschaut. War nicht so spannend.)
Sehr leckeres Gericht, kann ich nur empfehlen. Die Zigarre symbolisiert die Umrisse des damals noch unabhängigen Inselstaates vor den großräumigen tektonischen Vorgängen in der Lithosphäre. Da die Kijiji-Indo-Italinier ein sehr patriotisches Volk sind drücken sie mit diesem Brauch ihren Nationalstolz und ihre Liebe zu Mutter Natur aus.