‚Was mich wundert ist, dass die sich alle immer selbst umbringen‘ sagte ein Kollege zu mir. ‚Warum?‘ frage ich. ‚Na, hast Du schon mal probiert dich selbst umzubringen? Das ist garnicht so einfach. Wenn Du Pech hast bist du am Ende nur blind.‘ Na, man schießt sich einfach in den Mund, denke ich. Moment mal! Wenn er das getan hat und sich selbst hinrichtete, dann muss das ja auch in seinem Obduktionsbericht stehen. Damit hätten wir nen relativ eindeutigen Beweis für den angeblichen Selbstmord. Ich suche und – tja, was soll ich jetzt davon halten: Laut Obduktionsbericht begang er Selbstmord. Durch einen Schuß in die Stirn. Häh? Mal im Ernst, wer bringt sich so um. Eine Beretta gegen die eigene Stirn zu halten, im 180° Winkel und dann wirklich sauber zwischen den Augen abzudrücken? Also ich glaub das nicht so recht. Laut Staatsanwaltschaft war es ein ‚Nahschuß‘. Aber schließt das eine Hinrichtung sofort aus? Um Zweifel zu zerstreuen haben Unbekannte ein Video der letzten Sekunden von Tim K. ins Internet gestellt. Dort soll der Selbstmord zu sehen sein. Urteilt selbst:
Ich sehe keinen Selbstmord. Eher habe ich das Gefühl, Tim K. kniet sich auf dem Boden, als wolle er sich ergeben. Ich kann nicht mal erkennen, ob er die Waffe noch in der Hand hat. Es wirkt für mich, als würde er die Waffe vor in die Luft halten und ablegen wollen. Danach scheint er sich schlagartig zu ducken. Und plötzlich liegt der tot da. Was mich an der Sache irritiert: – Das Video wird als Beweismaterial verkauft, aber selbst ein Laie kann erkennen, dass es um die eigentliche Szene geschnitten wurde. – Den Audioton find ich ein wenig komisch. Von Tim oder der Polizei höre ich kein Wort. Beamte waren genug vor Ort. Polizeistreifen laut Spiegel-Informationen ja auch. Sirenen und Megafone sind normal schon recht laut. – Die reingedrückten Prophezeihungen der Videomacher (‚Der erschiesst sich noch selber, wirst sehen.‘, dauernde Beteuerungen, dass man den Selbstmord gesehen hätte etc.) erinnern mich ein wenig an das Video aus dem Fall Möllemann – gleiche Vorgehensweise an die Staatsanwaltschaft und Presse verkauft als ‚Beweis‘. – Wer sind die wagemutigen Macher? Igor W. kriegt doch jetzt scheinbar auch ne Talkshow. Wollen die nicht auch ein Stück vom Kuchen? Warum stellen sie das Video ohne Verhandlungen ins Netz? – Warum ist jede Version im Netz (Youtube, elMundo, BBC etc.) anders? Warum spiegeln die deutschen Medien die Version? – Was ist denn das für eine Tatortsicherung am Ende? Zugegeben: Es sind alles nur auffällig Merkwürdigkeiten, die nichts an der offiziellen Version ändern. Fragen bleiben für mich genug. Warum streiten sich jetzt z.B. Behörden und Eltern darüber, Tim K. sei psychotherapeutisch behandelt worden? In der ‚Bild am Sonntag‘ erwog der Familienanwalt sogar rechtliche Schritte gegen den Leiter des Klinikums in Weinsberg. Er hatte fünf Termine des 17-Jährigen zur ambulanten Behandlung in seiner Klinik bestätigt. Merkwürdige Begebenheiten allenthalben. Überzeugt bin ich bisher nicht. Zumindest nicht vom Selbstmord. Und der Art der Beweisführung. Wieso haben wir eigentlich noch nie einen jugendlichen Amokläufer gehabt, der das überlebt und uns zumindest halbwegs handfeste Möglichkeiten der Ursachenforschung gibt? Tatsächlich ermorden die Täter sich ja wirklich immer alle selbst. Edit: Die hier geposteten Texte schlummerten schon etwas länger im Archiv. Da ich derzeit auf Achse bin kann ich mein Blog nicht umfassend updaten, aber die Serie wird noch fortgeführt werden. Vor allen Dingen nachdem Igor W. ja nun seine Aussagen gemacht hat. Pech für ihn, dass die alles andere als schlüssig sind. ,-) Mehr später.