Einmal hatte ich es angedeutet und nun werde ich es nicht mehr los: Der Fallschirm-Tod von Jürgen W. Möllemann. Immer wieder fragen mich einige, ob ich darüber nicht was schreiben wolle – bestimmt auch, weil meine Meinung dazu (mal wieder?) prekär ist. Momentan leide ich unter ziemlichen Schlafdefizit – was vor allen Dingen mit den 12 bis 14 Arbeitsstunden zusammenhängt, die ich neben BrainGame noch in andere Projekte stecken muss. Man möge mir deswegen verzeihen, wenn die didaktische und strukturelle Aufbereitung manchmal etwas am gewohnten Level vorbeischießt – ich muss halt praktisch alle Blogeinträge derzeit nach Mitternacht verfassen – und da lässt nach anstrengenden (und oft auch schreibreichen) Arbeitstagen sowohl Motivation als auch Konzentration nach. Um die werten Leser aber nicht noch mehr auf die Folter zu spannen habe ich mich nun also doch entschieden, zumindest in groben Zügen den Fall Möllemann in den Möllemann-Verschwörungs-Days zu launchen. Warum überhaupt das Interesse für dieses Thema? Als Splatterfilm-Fan war ich immer schon an der Macht von Medien interessiert. Meine Wahl auf meinen späteren Studiengang fällte ich ja nicht ganz un-zufällig. Meine erste Hausarbeit handelte deswegen gleich auch direkt über die Zensur im Mediensystem der BRD. Wer Splatterfilme sammelt kommt nämlich zwangsweise mit diesem Thema in Verbindung. Und stellt fest, dass man in Deutschland ziemlich schnell ne andere Geschichte serviert bekommt als in anderen Ländern. Also wurde ich bereits als Jugendlicher misstrauisch und begab mich, banal gesprochen, in den Untergrund. Damals ging es eigentlich nur darum, diese ominösen „ungeschnittenen“ Videokassetten zu ergattern, von denen einige sogar behaupteten, die gäbe es doch gar nicht – nur um zu beweisen, dass die Masse eben nicht Recht hat – und statt dessen einfach Quatsch serviert bekommt. Und damit wollte ich mich irgendwann nicht mehr abfüllen lassen. So kam dann 9/11 als „Knackserlebnis“. Als Erkenntnis, dass eine weltweite Gleichschaltung aller Sender mit weltweit gleicher Zensur tatsächlich möglich ist. Wenn man Geschichten weltweit zensieren kann, gibt es keine Vergleichswerte mehr – und das bedeutet, man muss selbst recherchieren. Immer dann, wenn ich also das Gefühl habe, hier wird mir was verheimlicht, eine vorgefertigte („geschnittene“) Sache serviert, die eigentlichen journalistischen Grundfragen nicht gestellt – und vor allen Dingen (aus leidlicher eigener Splatter-Erfahrung) genau die Menschen, die fragen, von den Medien ausgebootet, lächerlich gemacht und verfolgt – dann werde ich hellhörig. Genau das ist der erste Schritt zum Verfall der Wahrheitsfindung (und mittlerweile auch der Demokratie). Zur eigentlichen Geschichte: Als der FDP-Politiker Jürgen W. Möllemann am 5. Juni 2003 an den vielfachen Verletzungen bei einem Fallschirmsprung-Absturz in Marl-Loemühle starb, war ich misstrauisch. Ich gebe zu, meine Meinung war voreingenommen: Mein Bauchgefühl sagte mir: Mord. Möllemann war zuvor als Person massiv unter Druck gesetzt worden. Er galt als potentieller Antisemit – ein Vorwurf, mit dem man in Deutschland Leute von der Bildfläche verschwinden lassen kann. Und, wie ich meine, in vielen Fällen ohne jeglichen Hintergrund. Es ist ein Werkzeug. Kein Argument. Als jemand, der sich kritisch mit dem 11. September auseinandersetzt, muss ich mir sogar selbst diese Vorwürfe gefallen lassen. Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, als jeder Bürger, der nicht für den US-Krieg gegen Afghanistan war, gleichzeitig ein potentieller Antisemit war. Die Argumentation erschließt sich mir bis heute nicht: Angeblich wären Kritiker der US-Regierung deswegen Antisemiten, weil sie damit indirekt Israel und das Judentum angriffen, weil die Antisemiten selbst implizit davon ausgingen, die US-Regierung sei von Juden gestellt (und damit Antiamerikanismus automatisch Antisemitismus). Wäre dies der Fall, würden die Anklagenden dann nicht ebenso indirekt zugeben, dass der eigentliche Vorwurf der wirklichen Antisemiten gegenüber der US-Regierung stichhaltig ist? Das ist nur einer von vielen Fällen, in denen sich der Antisemitismus-Vorwurf immer wieder in den Schwanz beißt und jede denkbare (demokratische) Diskussion im Keim erstickt (mal abgesehen davon, dass Kritik an einem Staat wie Israel ganz ebenso wertungsfrei möglich sein muss). Es ist per se schlicht und ergreifend kein Argument. Das ist genauso dämlich wie eine Debatte zwischen Glaubensrichtungen, in der sich die Teilnehmer als Vorwurf „Anti-Christ!“ oder „Anti-Nihilist!“ an den Kopf werfen. Es bringt uns schlicht keinen Schritt weiter. In dieser Hinsicht sah und sehe ich die letzten Tage gegen Möllemann als Kampagne gegen seine Person. Das meine ich wertungsfrei von dem, was er möglicherweise wirklich getan hat: Die Vorwürfe gegen ihn entbehrten jeder ehrlichen, demokratischen, diskutativen Grundlage. Es war ein Schauprozess im Fernsehen, bei dem ihm selbst die öffentliche Entschuldigung nichts mehr brachte. Als sein Tod publik wurde, tippte ich deswegen sofort auf Mord. Irgendetwas musste da bereits vorher gegen ihn gelaufen sein. So – und was machen die Medien? Das erste, was ich zu Möllemanns Tod höre ist, dass man Mord bzw. Manipulation am Fallschirm eigentlich ausschließen könne. Ja, wer sollte schon sowas Böses tun, oder? Das sei doch schon sehr unwahrscheinlich. Mord an einem Politiker in Deutschland, pah! Gebetsmühlenartig wiederholen alle Sender die Floskel: „War es Selbstmord oder ein Unfall?“ Hallo? Journalismus? Wo zur Hölle bleibt der Journalist, der die entscheidende Frage stellt: „War es vielleicht Mord? Und wenn nein, was spricht dagegen? Möllemann kassierte immerhin Schmiergelder für Waffengeschäft. Und Alle, welche zumindest das Märchen von Uwe Barschel nicht mehr glauben werden mir zustimmen, dass man in so einer Situation gefährlich leben kann. Sogar Frau Möllemann selbst spricht von Mord – doch ihre Gerechtigkeits-Wehklagen bleiben einfach unerhört. Was weiß eine trauernde Witwe schon? Die verhält sich halt genauso wie Frau Barschel und kann den Selbstmord ihres Mannes nicht verkaften, sagt man. Niemand in den deutschen Medien hat ernsthaft diese Frage gestellt. Wir wurden zensiert. Das ist mein Gefühl der Sachlage. Bis heute gibt es keine ernsthafte Aufarbeitung dieses Stoffes. Kaum jemand, sieht man mal von Ausnahmen wie Andreas Hauß ab, kein investigativer Journalist, kein Buchautor, hatte bisher scheinbar den Arsch in der Hose, genau diese Fragen zu stellen, um Licht ins Dunkel zu bringen. Fragen, die man vor allen Dingen auch den Medien stellen sollte – die sich gemeinhin so gerne als vierte Demokratiesäule und Wahrheitskämpfer sehen, und hier (erneut) versagt haben. Fragen, die jedem klar denkenden Menschen doch eigentlich auf der Zunge liegen müssten. Was spricht wirklich gegen Mord. Und noch mehr, was spricht dafür? Genau über diese Fragen (nicht Antworten!) soll es in den kommenden Tagen gehen! Stay tuned.